Die Klo-Schüsselwerfer von der A72 heulen vor Gericht

Chemnitz/Penig - Es fing mit Steinen und Waschbecken an: Ein Trio Infernale warf im Februar sogar eine Kloschüssel von Autobahnbrücken - auf den fließenden Verkehr der A72. Am Freitag erfolgte der Prozessauftakt vorm Landgericht Chemnitz: versuchter Mord, und das gleich mehrfach.

Polizeibeamte untersuchten am 28. Februar den Tatort auf der A72.
Polizeibeamte untersuchten am 28. Februar den Tatort auf der A72.  © Haertelpress/Harry Härtel

Was Eric J. (23) und Jason R. (21) angetrieben hat, blieben sie dem Gericht schuldig. "Es war nicht unsere Absicht, jemanden zu verletzen", schilderte Eric J. Beide müssen sich wegen neunfachen Mordversuchs verantworten. R.'s Verlobte Jenna N. (20) - die Frau im Trio - wurde wegen Beihilfe angeklagt.

Unfassbar: Am 6. Februar gegen 23 Uhr warfen sie Steine und ein Waschbecken von der Lochmühlentalbrücke bei Penig (Landkreis Mittelsachsen) auf die A 72. Drei Wochen später setzten sie noch einen drauf, schmissen 50 und 36 Kilogramm schwere Steine, einen 23 Kilogramm schweren Gullydeckel sowie ein Toilettenbecken mit Spülkasten von der Brüstung einer nur wenige Kilometer entfernten Brücke.

Die Bilanz: Neun Unfälle, ein Schädel-Hirn-Trauma einer Autofahrerin am 27. Februar, Blechschäden im fünfstelligen Bereich.

Einer der Steine, den die Angeklagten auf die A 72 krachen ließen.
Einer der Steine, den die Angeklagten auf die A 72 krachen ließen.  © PD Chemnitz
Diesen 23 Kilogramm schweren Gullydeckel ließen die Angeklagten auf die Fahrbahn fallen.
Diesen 23 Kilogramm schweren Gullydeckel ließen die Angeklagten auf die Fahrbahn fallen.  © PD Chemnitz

Angeklagte beschuldigen sich gegenseitig

Jason R. (21, l.) am Freitag vorm Landgericht. Weil er zur Tatzeit heranwachsend war, sitzt er im Jugendgefängnis. Jenna N. (20, m) wird Beihilfe vorgeworfen. Sie wurde nach der Festnahme wieder frei gelassen. Eric J. (23, r.) sitzt ebenso wie Jason R. in Untersuchungshaft. Mit seinem Auto wurden Kloschüssel und Co. transportiert.
Jason R. (21, l.) am Freitag vorm Landgericht. Weil er zur Tatzeit heranwachsend war, sitzt er im Jugendgefängnis. Jenna N. (20, m) wird Beihilfe vorgeworfen. Sie wurde nach der Festnahme wieder frei gelassen. Eric J. (23, r.) sitzt ebenso wie Jason R. in Untersuchungshaft. Mit seinem Auto wurden Kloschüssel und Co. transportiert.  © Haertelpress

Das alles gestanden Eric J. und Jason R. - unter Tränen. In teils widersprüchlichen Aussagen bezichtigten sich R. und J. gegenseitig, die treibende Kraft bei den Straftaten gewesen zu sein. Dabei soll nach J.'s Aussage auch die junge Frau einen Gegenstand auf die Fahrbahn geworfen haben. Nach eigener Aussage war sie aber nur passiv beteiligt.

"Ich sehe zwischen den Angeklagten ein Abhängigkeitskreisel, der immer mehr in Richtung Kick ging", erklärte Verteidiger Jan Richter (55). Letztlich nahmen Ermittler das Trio im März fest.

Sie erwischten die Bande, als sie "ein großes Betonteil mit Stahlarmierung auf einer Brücke über der BAB 72 ablegten", hieß es in einer Polizeimeldung damals.

Prozess nach tödlichem Radler-Unfall: "Sie müssen mit den Erinnerungen leben"
Gerichtsprozesse Chemnitz Prozess nach tödlichem Radler-Unfall: "Sie müssen mit den Erinnerungen leben"

Wer von den Dreien hauptverantwortlich für die Taten ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Die Verhandlung wird am 29. September fortgesetzt.

Titelfoto: Haertelpress

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Chemnitz: