Neuer Prozess im Hause Pecher: Politiker-Mutter muss zahlen
Chemnitz - Sie gab sich als Treuhänderin ihrer selbst, wollte nicht auf der Anklagebank Platz nehmen. Die Mutter des Landtagsabgeordneten Mario Pecher (57, SPD), Waltraud Pecher (74), lieferte vor dem Amtsgericht Chemnitz einen denkwürdigen Auftritt ab.
"Ich bin kein Reichsbürger, kein Rechtspopulist und kein Nazi", las Waltraud Pecher von einem Blatt Papier vor. Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Sie soll eine Justizsekretärin als "NSDAP-Deutsche" in einem Schreiben beleidigt haben. Es ging um Kosten aus einem Verwaltungsverfahren, dass sich aus dem langwierigen Streit mit ihrem Sohn (TAG24 berichtete) ergeben hat. Die Anklage am Dienstag lautete auch auf Nötigung, weil sie die Angestellte im Schreiben unter Druck gesetzt haben soll.
Ihr Anwalt Jens Conrad sieht das anders: "Wer sich intellektuell mit dem Inhalt auseinandersetzt, erkennt, dass es sich um eine Beschwerde handelt." Vor sechs Jahren hätte man deswegen keine Anklage erhoben. Die Vorsitzende Richterin sieht P. klar als Urheberin des Schreibens. Urteil: Geldstrafe in Höhe von 1000 Euro, ausgelegt zu 50 Tagessätzen à 20 Euro.
Die Angeklagte geriet immer wieder in den Fokus der Medien, weil sie im Dauer-Streit mit Sohn Mario Pecher liegt. Der Politiker ließ sie unter anderem aus ihrer Zwickauer Gaststätte zwangsräumen.
Titelfoto: Haertelpress