Prüfer bestochen! Er ließ seine Karre durch den TÜV winken
Chemnitz/Mittweida - Immer mehr Beteiligte des wohl größten TÜV-Skandals in Mittelsachsen (TAG24 berichtete) landen vor Gericht. Am Landgericht Chemnitz musste sich am Dienstag der Besitzer (51) eines VW Passat verantworten. Er hatte den Prüfingenieur dazu angestiftet, seine Rostlaube ohne Anzuschauen durch die Hauptuntersuchung zu bringen.
Sven T. (51) blockte die Vorwürfe der Bestechung und Anstiftung zur Falschbeurkundung im Amt naiv ab: "Das ist kein Schwarz-TÜV gewesen." Doch die Beweislage spricht eine andere Sprache.
Im November 2018 trafen sich der Angeklagte und der anderweitig verfolgte Gert K. (42) zur Bezahlung und Übergabe der TÜV-Protokolle an einer Tankstelle im Oli-Park an der A4. Beamte observierten das Treffen.
Vorher hatte T. den Prüfer telefonisch aufgefordert, die Abnahme in einer Mittweidaer Autowerkstatt vorzubereiten. In Wahrheit bekam Gert K. den alten Passat (mit über 200.000 Kilometern auf dem Tacho), den der Angeklagte 2016 für 100 Euro erworben hatte, nie zu Gesicht.
In einem anderen Verfahren hatte der für die GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung) tätige Prüfingenieur mehrere Taten eingeräumt. Für Richter Markus Zimmermann war der Fall klar: "Er hätte kein Geld bekommen dürfen, weil keine Leistung erbracht wurde. Damit ist es Bestechung."
Sven T. sah sein Fehlverhalten dann doch ein, zog seine Berufung zurück. Jetzt muss der arbeitslose Leisniger die 900 Euro Geldstrafe zahlen, die ihm das Amtsgericht Döbeln aufgebrummt hat.
Titelfoto: Haertelpress, Marijan Murat/dpa