Von Andreas Rabenstein
Berlin - Das "Artemis" - Berlins größtes Bordell - will noch größer werden: Doch die erforderliche Baugenehmigung für eine Lagerhalle in der Nähe wurde bislang abgelehnt. Nun gehen die Betreiber vor Gericht.
Der Streit der Betreiber des Bordells an der Stadtautobahn nahe der Messe in Charlottenburg mit dem zuständigen Bezirksamt zieht sich schon über mehrere Jahre.
Nun verhandelt das Verwaltungsgericht am Montagvormittag vor Ort an oder in der leerstehenden Lagerhalle, die früher von einem Weinhandel genutzt wurde.
Erwartet werden neben den Richtern auch Vertreter des Bezirks und des Bordells. Das Gericht wolle sich einen Eindruck von den baulichen Bedingungen machen, sagte eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts. Das sei im Baurecht durchaus üblich.
Der Bezirk hatte seine Ablehnung der Baugenehmigung mit dem Planungsrecht begründet. Die Verhandlung am Montag werde im Laufe des Tages voraussichtlich im Gericht fortgesetzt. Möglicherweise werde an dem Tag auch schon eine Entscheidung verkündet.
Das Artemis eröffnete 2005 in einem mehrgeschossigen früheren Lagerhaus an der Autobahn. Es ist das größte Bordell in Berlin und eines der größten in Deutschland. Die Betreiber sprechen auf ihrer Internetseite von einem FKK-Club und Bordell mit Saunen und Swimmingpool.
Berliner Großbordell "Artemis": Kritik von Frauenrechtlerinnen
Besucher zahlen eine Pauschale von 90 Euro für die Nutzung der Wellnesseinrichtungen. Sex kostet extra und es wird direkt bei den Prostituierten gezahlt, die wiederum eine Pauschale an den Betreiber bezahlen und dann auf eigene Rechnung arbeiten.
Frauenrechtlerinnen kritisierten immer wieder, mit Bordellen dieser Art werde die Hemmschwelle für Männer bei der Nutzung von Prostitution weiter herabgesetzt. Das Artemis wiederum warb offensiv in der Öffentlichkeit, Reklame gab es früher auf Taxis und einige Jahre lang auch auf den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).
Nach einer großen Razzia im Jahr 2016 folgte ein jahrelanger Rechtsstreit. Hunderte Polizisten, Zollfahnder und Staatsanwälte hatten das Bordell durchsucht.
Mehrere Männer und Frauen wurden festgenommen und in Untersuchungshaft gesperrt. Die Staatsanwaltschaft sprach unter anderem von Verbindungen zur organisierten Kriminalität. Doch die Vorwürfe fielen in sich zusammen.
Die zwei Betreiber des Bordells zogen vor Gericht und setzten nach mehreren Jahren durch, dass das Land Berlin sich 2023 entschuldigte und 250.000 Euro Entschädigung zahlte.