Wehrlose Rentner in ihren Wohnungen überfallen und getötet: So lautet das Urteil

Berlin - Ältere Menschen sind brutal überwältigt, gefesselt und geknebelt worden: Nach zwei Raubmorden in Sachsen-Anhalt und Berlin sowie drei weiteren Überfällen auf Seniorinnen und Senioren sind zwei Männer unter anderem wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Mehrmals unterbrach das Gericht die Urteilsbegründung. (Symbolbild)
Mehrmals unterbrach das Gericht die Urteilsbegründung. (Symbolbild)  © Monika Skolimowska/dpa

Gegen einen weiteren Angeklagten verhängte das Berliner Landgericht zwölfeinhalb Jahre Haft wegen Raubes mit Todesfolge, eine Frau soll wegen schweren Raubes für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis.

Ein fünfter Angeklagter erhielt wegen Beihilfe zu schwerem Raub eine Strafe von vier Jahren.

"Die Taten sind nur als niederträchtig zu bezeichnen", sagte der Vorsitzende Richter Mark Sautter. Die Angeklagten hätten sich an Schwachen und Hilflosen vergriffen. Bei jeder Tat seien sie mit "überschießender Gewaltanwendung" gegen nahezu wehrlose Menschen vorgegangen. Die Opfer seien in hilflosem Zustand zurückgelassen worden.

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Mehrmals unterbrach das Gericht die Urteilsbegründung. Familienangehörige der Angeklagten – vier Männer mit serbischer Staatsangehörigkeit und eine Deutsche - auf den Zuhörerbänken schrien lautstark, als sie das Urteil hörten. Einige mussten den Saal verlassen.

Auch die 37 Jahre alte Angeklagte, die Ehefrau des mutmaßlichen Chefs der Gruppe und siebenfache Mutter, wirkte außer sich. Sie schrie und hämmerte gegen die Scheibe vor der Anklagebank.

67-Jährige in ihrem Haus in Annaburg in Sachsen-Anhalt minutenlang gewürgt

Der Prozess zog sich über rund 16 Monate mit 73 Verhandlungstagen. (Archivbild)
Der Prozess zog sich über rund 16 Monate mit 73 Verhandlungstagen. (Archivbild)  © Sonja Wurtscheid/dpa

Boss der Gruppe war aus Sicht des Gerichts ein 39-Jähriger. Er wurde unter anderem wegen Mordes in zwei Fällen sowie schweren Raubes, räuberischer Erpressung, erpresserischen Menschenraubes und gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Die Richter stellten in seinem Fall zudem eine besondere Schwere der Schuld fest, was eine Haftentlassung auf Bewährung nach 15 Jahren nahezu ausschließt.

Im August 2022 wurde eine 67-Jährige in ihrem Haus in Annaburg in Sachsen-Anhalt überfallen. Die Frau sei minutenlang mit einem Shirt gewürgt worden, so der Richter.

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Sie starb am Tatort. Drei der Angeklagten sollen kurz darauf einen 83 Jahre alten Mann in dessen Wohnung in Berlin-Reinickendorf überfallen haben. Sie hätten "den gesamten Kopf des Mannes straff mit Klebeband umwickelt", sagte der Richter. 600 Euro hätten die Täter erbeutet. Zwei der Angeklagten wurden in diesem Fall des Mordes schuldig gesprochen.

Die 24 bis 39 Jahre alten Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft – mehrere von ihnen seit inzwischen zwei Jahren. Der Prozess zog sich über rund 16 Monate mit 73 Verhandlungstagen. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen vier der Angeklagten lebenslange Freiheitsstrafen beantragt, gegen einen Mann eine Strafe von zehneinhalb Jahren.

Die Verteidiger dagegen sahen Mordvorwürfe als nicht erwiesen an. Sie plädierten auf milde Strafen in einigen Anklagepunkten. Mit Rechtsmitteln gegen die Entscheidung wird gerechnet.

Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa

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