Mutter sperrt Kind in Katzenbox und wirft es aus dem Fenster: Vor Gericht schweigt sie!
Berlin - Am heutigen Montag startete der Prozess gegen eine Frau, die ihre zweijährige Tochter in eine Katzenbox gesperrt und aus dem Fenster geworfen hatte.
Auf der Anklagebank im Saal 537 des Amtsgerichts Tiergarten sitzt eine 41-jährige Frau aus Berlin. Ursprünglich in Tschechien geboren, lebt sie seit 2018 im Stadtteil Treptow-Köpenick. Die Vorwürfe: versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung.
Am 10. Juni dieses Jahres soll sie ihre damals 21 Monate alte Tochter während eines psychotischen Schubes in eine Katzenbox gesperrt und aus dem dritten Obergeschoss eines Wohngebäudes geworfen haben. Kurze Zeit später fanden Anwohner das schreiende Kind schwer verletzt an der Rückseite des Mietshauses.
Das Mädchen schlug erst auf einen Fahrradständer und anschließend auf den harten Asphalt auf. Die Tür der Box blieb verschlossen. Dennoch zog sie sich durch den Aufprall Verletzungen im Gesicht, mehrere Frakturen an Armen und Beinen, einen Beckenbruch und eine Lungenstauung zu, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Da das Deutsch der Angeklagten nicht gut sei, war eine Dolmetscherin geladen. Diese kam jedoch nicht zum Einsatz, denn die 41-Jährige schwieg während der gesamten Verhandlung. Ihr Anwalt übernahm das Antworten.
Angeklagte saß nach der Tat mit ihrem Sohn auf dem Sofa
Zum Auftakt ließ der Richter die aufgezeichneten Sätze des ersten Notrufs verlesen. Dieser ging am 10. Juni gegen 12.59 Uhr bei der Leitstelle ein. Ein Mann fand das schwer verletzte Kind und berichtete, dass es stark aus dem Mund blute. Er war panisch und forderte umgehend einen Rettungswagen sowie die Polizei.
Die ersten Rettungskräfte waren circa zehn Minuten später vor Ort und stabilisierten das Mädchen. Kurz darauf brachten sie es in ein Krankenhaus, wie der Richter bekannt gab. Daraufhin rief er den ersten Zeugen in den Saal. Ein 35-jähriger Kriminaloberkommissar nahm Platz und berichtete, dass er der erste Ermittler vor Ort war.
Nach mehreren Zeugenaussagen und einer polizeilichen Überprüfung sei klar gewesen, dass das Mädchen aus dem dritten Obergeschoss stammen müsse. Daraufhin habe er mit einigen Kollegen bei der Frau geklingelt. Als sie die Tür nach mehreren Versuchen nicht öffnete, brachen sie diese gewaltsam auf. In der Wohnung fanden sie die Angeklagte mit ihrem neunjährigen Sohn sitzend auf dem Sofa vor.
Als sie die Mutter mit der Tat konfrontierten, wirkte sie sehr "abgeklärt und ruhig", wie der Beamte erzählte. Ihre jüngste Tochter sei bei der Oma, habe die Frau auf Nachfrage der Polizisten geantwortet.
Eine polizeiliche Ermittlung stellte jedoch fest, dass niemand bei der Oma gewesen war.
Mutter schwieg zu den Tatvorwürfen der Polizei
Die 41-Jährige habe ihrem Sohn immer wieder die Hand vor den Mund gehalten, wenn dieser auf Fragen der Ermittler antworten sollte. Daraufhin befragten sie die beiden in verschiedenen Zimmern.
Der Sohn gab an, dass seine Schwester in einem Kinderwagen im Flur liegen müsse. Dort war sie nicht. "Er wird keine Ahnung von der Tat gehabt haben", so der Ermittler im Gerichtssaal. Insgesamt habe die Angeklagte vier Kinder. Das älteste Mädchen (16) sei auf Klassenfahrt und der älteste Junge (14) in der Schule gewesen.
In der Wohnung schwieg die Frau. Bei Fragen der Ermittler habe sie immer lange überlegen müssen, bis sie antwortete. Die Polizei nahm sie daraufhin mit und brachte sie in Untersuchungshaft. Die Kinder seien in Obhut des Jugendamtes.
Der Prozess gegen die Mutter wird am 6. November fortgesetzt.
Titelfoto: Laura Voigt