Mann soll 17-Jährige auf den Strich geschickt haben: Verwirrung um Zeugin
Berlin - Rumen R. wird vorgeworfen, eine damals 17-Jährige vergewaltigt und auf den Straßenstrich geschickt zu haben. Der 41-Jährige streitet alles ab und spricht von Liebe. Am dritten Prozesstag am Kriminalgericht Moabit sollte eine Zeugin Licht ins Dunkel bringen.
Diese sorgte am Donnerstagmorgen für einige Verwirrung im Gerichtssaal: Denn von der 33-Jährigen fehlte zu Beginn der Verhandlung jede Spur. Nach anfänglicher Ratlosigkeit klärte sich die Situation schließlich auf: Die Zeugin sitzt seit Mitte Februar selbst in Haft!
Ein Brandenburger Gericht hatte die Frau wegen schweren Raubs zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und drei Monaten verurteilt. Nun sitzt sie in der JVA Luckau-Duben. Gegen das Urteil hat die 33-Jährige Revision eingelegt.
Die Zeugin soll jetzt zu einem späteren Zeitpunkt aussagen. Derweil verfolgte Rumen R. das Geschehen mit unbewegter Miene.
Der Angeklagte hatte am ersten Verhandlungstag alle Vorwürfe bestritten und überraschend erklärt, er habe eine Liebesbeziehung mit dem mutmaßlichen Opfer geführt.
Die damals 17-Jährige sei vielmehr von ihren Schwestern und ihrem Bruder zur Prostitution gezwungen worden. Rumen R. behauptete, er habe versucht, die junge Frau aus ihrer Lage zu befreien. Nun seien es wiederum die Schwestern der Geschädigten, die sie zur Aussage zwingen würden.
Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen den Angeklagten
In der Anklage der Staatsanwaltschaft stellt sich die Geschichte anders dar: Demnach soll Rumen R. die damals 17-Jährige im Sommer 2019 mit Gewalt in seine Wohnung in Reinickendorf genommen haben. Dort soll er die Minderjährige zunächst vergewaltigt und ihr dann angekündigt haben, dass sie sich künftig prostituieren müsse.
Rund dreieinhalb Jahre soll Rumen R. sein Opfer zum Straßenstrich nach Schöneberg geschickt haben. Dort bediente sie laut Anklage täglich bis zu 13 Freier in einer Kabine an der Ecke zur Bülowstraße.
Im Februar 2023 soll das mutmaßliche Opfer das verdiente Geld erstmals nicht ausgehändigt haben. Als der Angeklagte 1000 Euro in ihrer Tasche entdeckte, soll er die Frau in einen Dachbodenverschlag gebracht, gefesselt, mit einem Gürtel geprügelt und eingesperrt haben. Ein unbekannter Mann habe sie dort am nächsten Morgen befreit.
Aktuell steht in dem Verfahren also Aussage gegen Aussage. Am kommenden Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt.
Titelfoto: Soeren Stache/dpa