Prozess nach Vergewaltigung im Görlitzer Park: Videoclip zeigt Horror-Tat
Berlin - Es ist ein Fall, der für Entsetzen sorgte: Nach der mutmaßlichen Massenvergewaltigung im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg müssen sich seit Donnerstag drei Männer vor dem Kriminalgericht Moabit verantworten.
Wie TAG24 vor Ort erfuhr, tauchte überraschend ein neues Beweismittel auf. Demnach handelt es sich um eine etwa sieben Sekunden lange Videosequenz. Das verkündete der Vorsitzende Richter Thilo Bartl zum Prozessauftakt.
Roland Weber, Opferbeauftragter des Landes Berlin, berichtete, was der Clip zeigt, nämlich "schemenhaft den Rücken eines Mannes, eine Frau hockt vor ihm, ihr Kopf ist nicht zu sehen, von ihr sieht man nur die Oberschenkel".
Seine Mandantin, die er nicht kenne und die wieder in ihrer Heimat Georgien sei, könne er daher in der Sequenz nicht identifizieren.
"Ihre physischen Verletzungen sind ausgeheilt, psychisch, sagt sie, geht es ihr nach wie vor schlecht", so Weber weiter am Rande des Prozesses. Sollte die Georgierin als Zeugin geladen werden, wolle sie aussagen. Die zweifache Mutter tritt im Prozess als Nebenklägerin auf.
Für die Verteidigung hingegen stelle das Video eine Wende dar, "weil man möglicherweise auf dem Video anderes sieht als bislang aktenkundig ist", erklärte Eckart Fleischmann, Anwalt des mutmaßlichen Haupttäters, im Anschluss an den ersten Prozesstag. Seiner Ansicht nach sei es demnach möglich, dass die sexuellen Handlungen freiwillig vollzogen wurden.
Die Angeklagten mit somalischer und guineischer Staatsangehörigkeit sollen am 21. Juni 2023 ein Paar in dem Park zunächst überfallen und ausgeraubt haben. Dabei sollen die Männer im Alter von heute 21 und 23 Jahren etwa 1220 Euro und ein Handy erbeutet haben.
Prozess in Berlin: "Zwei der drei Angeklagten sind psychiatrisch begutachtet worden"
Anschließend sollen sie Esmer T. zum Oralsex gezwungen, ihr den Slip zerrissen haben und in das Opfer ungeschützt vaginal eingedrungen sein.
Während der mehrfachen Vergewaltigung sei der Ehemann der zur Tatzeit 27-Jährigen festgehalten und mit Ästen und Stöcken geschlagen worden, um seiner Frau nicht helfen zu können.
"Er hat niemanden vergewaltigt, er hat niemanden geschlagen, er hat niemanden beraubt", verteidigte Christian Zimmermann den Jüngsten der Angeklagten. Die Vorwürfe seien demnach unzutreffend und "er soll das Haus als freier Mann verlassen", so Zimmermann weiter.
Bei der Tat sollen weitere, namentlich nicht bekannte Personen anwesend gewesen sein, sagte eine Gerichtssprecherin am Ende des ersten Verhandlungstages.
Deshalb geht die Staatsanwaltschaft von einer besonders großen Drohkulisse aus. Zwei der Angeklagten seien psychiatrisch begutachtet worden, so die Sprecherin weiter. Die Gutachten lägen aber noch nicht vor. Dies werde erst zum Ende der Beweisaufnahme eine Rolle spielen.
Den drei mutmaßlichen Tätern wird besonders schwere Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und besonders schwerer Raub vorgeworfen. Sie sitzen derzeit in U-Haft.
Der Prozess wird am 30. Januar fortgesetzt. Dann sollen auch die Verdächtigen aussagen.
Titelfoto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa