Patienten tödliche Dosis gegeben: Mord-Prozess gegen Charité-Mediziner beginnt

Berlin - Ein Facharzt (56) der berühmten Charité in Berlin steht unter dem Verdacht, zwei Patienten getötet zu haben. Seit Mai sitzt er in Untersuchungshaft. Nun kommt es zum Prozess.

Gut fünf Monate nach seiner Verhaftung kommt ein Charité-Herzmediziner wegen Totschlags vor Gericht.
Gut fünf Monate nach seiner Verhaftung kommt ein Charité-Herzmediziner wegen Totschlags vor Gericht.  © Joerg Carstensen/dpa

Der 56-Jährige soll in den Jahren 2021 und 2022 einen Patienten und eine Patientin (beide 73) mit überdosierten Medikamenten getötet haben. Mitangeklagt ist eine Krankenschwester (39).

Nach dem Prozessauftakt an diesem Dienstag hat das Landgericht bislang 19 weitere Verhandlungstage bis zum 16. Januar 2024 geplant, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.

Der Kardiologe war laut Berliner Staatsanwaltschaft am 8. Mai wegen des dringenden Verdachts des zweifachen Mordes verhaftet worden. Von der Charité war er bereits im August 2022 freigestellt worden.

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Die Staatsanwaltschaft war bei ihrer Anklage von zweifachen Heimtückemord aus niedrigen Beweggründen ausgegangen.

Der Mediziner habe die Wehrlosigkeit seiner Opfer ausgenutzt und sich "aus eigensüchtigen Motiven auch angemaßt haben, über den Zeitpunkt des Todes seiner Patienten frei entscheiden zu können und zu dürfen", hieß es in einer Mitteilung der Behörde.

Das Landgericht Berlin bewertete den Fall jedoch bei der Eröffnung des Verfahrens Anfang Oktober anders, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.

Die zuständige Kammer habe darauf hingewiesen, dass in beiden Fällen lediglich ein hinreichender Tatverdacht für den Straftatbestand des Totschlags bestehe - Mordmerkmale also nicht erkennbar seien.

Beschuldigter Arzt schweigt zu den Vorwürfen

Der angeklagte Kardiologe muss sich vor dem Landgericht Berlin verantworten. (Symbolbild)
Der angeklagte Kardiologe muss sich vor dem Landgericht Berlin verantworten. (Symbolbild)  © Soeren Stache/dpa

Der beschuldigte Mediziner hat sich nach Angaben der Ermittler bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Mitangeklagte, bei der es sich um eine langjährig in der Intensivmedizin tätigen Krankenschwester handeln soll, habe die Vorwürfe zurückgewiesen, hieß es.

Beiden droht nach Gerichtsangaben im Fall einer Verurteilung ein Berufsverbot.

Laut Anklage soll der Arzt im ersten Fall mindestens drei Krankenpflegerinnen angewiesen haben, eine eigentlich erfolgreiche Reanimation einzustellen. Außerdem soll er die Mitangeklagte angewiesen haben, dem Patienten eine tödliche Menge eines Sedierungsmittels zu geben.

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Daran sei dieser jedoch wider Erwarten nicht gestorben. Der Kardiologe soll dem Kranken dann selbst eine weitere, letztlich tödliche Dosis verabreicht haben, wie es hieß. Im zweiten Fall soll der Mediziner der Patientin ohne medizinischen Grund mehrere Dosen eines Sedierungsmittels gegeben haben.

Die Charité hatte nach eigenen Angaben bereits im Sommer 2022 über ein Whistleblower-System einen anonymen Hinweis bekommen.

Titelfoto: Joerg Carstensen/dpa

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