Nach Klebeaktion in Berliner Gemäldegalerie: Urteil gegen Aktivistin der "Letzten Generation" gefallen
Berlin - Das Amtsgericht Tiergarten hat sein Urteil zu zahlreichen Klebeaktionen einer Aktivistin der "Letzten Generation" gesprochen. Die junge Frau war angeklagt, weil sie sich an das Cranach-Gemälde in Berlin und auf die Straßen mit Sekundenkleber befestigt hatte.
Am Dienstagmorgen verurteilte das Gericht die Klimaaktivistin Lina E. (20) wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung, Nötigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu einer Geldstrafe von 130 Tagessätzen zu je zehn Euro, so die "Berliner Zeitung".
Die Aktivistin hatte sich in fünf Fällen, bei denen sie auf den jeweiligen Straßen geklebt und den Verkehr blockiert hatte, vor Gericht zu verantworten.
Zudem stand die junge Frau wegen einer Klebeaktion im August 2022 vor Gericht: Die 20-Jährige und eine weitere Aktivistin der Gruppierung hatten sich am historischen Holzrahmen des wertvollen Gemäldes "Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) in der Berliner Gemäldegalerie befestigt.
Zum Tatzeitpunkt war Lina E. noch 19 Jahre alt, sodass das Gericht entscheiden musste, ob die Aktivistin nach dem Jugendstrafrecht zu verurteilen sei. Die Richterin erkannte bei der Angeklagten keine Reifeverzögerung.
Auf Twitter schlägt die Aktivistin der "Letzten Generation" Alarm
Die Klimaaktivistin will weiter machen
Die "maßvolle Geldstrafe" sei angemessen, da Lina E. aus tiefster Überzeugung für eine gute Sache gehandelt habe. Außerdem sei der Schaden am Cranach-Gemälde, der auf 2385 Euro geschätzt wird, bereits bezahlt, sagte die Richterin.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 3000 Euro gefordert. Somit fiel das Urteil mit der insgesamt verhängten Geldstrafe von 1300 Euro milder aus.
Lina E. wurde von der Sprecherin der "Letzten Generation" Clara Hinrichs (26) zum Prozess begleitet und zeigte sich nach der Urteilsverkündung enttäuscht und kampfeslustig. Es mache sie "total wütend, was hier passiert ist".
Sie wolle Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen und sich davon nicht abhalten lassen, zivilen Ungehorsam zu leisten und sich weiterhin an Klebeaktionen gegen die fossile Politik zu beteiligen.
Die Richter hätten in der Klimakatastrophe eine Riesenverantwortung künftiger Generationen gegenüber. Es sei an der Zeit, mutige Entscheidungen zu treffen, sagte die Aktivistin, die einen Freispruch erwirken wollte.
Erstmeldung vom 27. Juni: 11.44 Uhr; zuletzt aktualisiert am 27. Juni: 12.07 Uhr.
Titelfoto: Letzte Generation