Mädchen missbraucht, Flüchtling durch Polizei erschossen: Witwe verklagt Berlin

Berlin - Rund siebeneinhalb Jahre nach dem Tod eines Asylbewerbers in einer Flüchtlingsunterkunft in Moabit prüft das Landgericht Berlin eine Klage der Witwe gegen das Land.

Die Polizei erschoss den Mann, nachdem dieser mit einem Messer auf einen damals 27-Jährigen losging.
Die Polizei erschoss den Mann, nachdem dieser mit einem Messer auf einen damals 27-Jährigen losging.  © Gregor Fischer/dpa

Drei beteiligte Polizisten machten am Mittwoch bei der Verhandlung von ihrem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern, weil strafrechtliche Ermittlungen bis zum heutigen Tag nicht abgeschlossen sind.

Die Staatsanwaltschaft hatte nach dem Tod des 29 Jahre alten Asylbewerbers im September 2016 nach Angaben einer Sprecherin gegen drei Beamte wegen Totschlags ermittelt. Im Mai 2017 wurde das Verfahren nach Behördenangaben eingestellt mit dem Verweis auf Notwehr und Nothilfe. Die Witwe des Mannes ging dagegen juristisch vor. Eine abschließende Entscheidung steht noch aus.

Zu dem Polizeieinsatz war es 2016 gekommen, weil ein Mitbewohner die sechsjährige Tochter des später Getöteten missbraucht hatte. Als der Täter bereits im Polizeiwagen saß, stürzte sich der Familienvater auf ihn - laut Polizei mit einem Messer.

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Mehrere Beamte zogen daraufhin ihre Waffe und schossen auf den 29-Jährigen. Dieser starb wenig später.

Seine Witwe fordert mit der Klage gegen das Land Berlin Schmerzensgeld und Schadenersatz wegen entgangener Unterhaltszahlungen für ihre drei Kinder im Alter von 10, 14 und 15 Jahren. Zugleich erhofft sich die 33-jährige Zaman Gatea durch das Zivilverfahren weitere Erkenntnisse.

Staatsanawaltschaft ermittelte wegen Totschlag

Denn es ist strittig, ob der Getötete ein Messer in der Hand hatte. "Sie erhofft sich Frieden - und vor allem Gerechtigkeit", übersetzte ein Dolmetscher ihre Antwort auf die Frage nach ihrer Erwartung für den Prozess.

Das Gericht hat bislang zwei Verhandlungstage geplant. Zum Prozessauftakt wurden Polizisten und Polizistinnen als Zeugen vernommen. Wann es ein Urteil geben könnte, ist bislang offen.

Erstmeldung um 05.40 Uhr, aktualisiert um 11.45 Uhr

Titelfoto: Gregor Fischer/dpa

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