Nach Wettbüro-Mord: Lebenslang für acht Rocker der Hells Angels!
Berlin - In einem der bundesweit größten Prozesse gegen Rocker hat das Berliner Landgericht acht der zehn Angeklagten zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. Sieben von ihnen wurden am Dienstag des gemeinschaftlichen Mordes schuldig gesprochen.
Ein 35-Jähriger, der als Rockerchef der Hells Angels gilt und die tödlichen Schüsse in einem Wettbüro in Auftrag gegeben haben soll, wurde wegen Anstiftung zum Mord verurteilt.
Ein weiterer Angeklagter wurde ebenfalls des Mordes schuldig gesprochen, bekam aber wegen seiner Hilfe bei der Aufklärung des Falls mit zwölf Jahren eine niedrigere Strafe. Der zehnte Angeklagte erhielt eine geringe Strafe.
13 teils vermummte Männer waren am 10. Januar 2014 in das Wettcafé in Berlin-Reinickendorf marschiert. Der Mann an der Spitze feuerte im Hinterzimmer mit einer Pistole auf das Opfer. Sechs Kugeln trafen, der Mann starb noch im Café. Der Anschlag vor laufenden Überwachungskameras soll eine Rache für eine Schlägerei mit einem verletzten Hells-Angels-Rocker gewesen sein.
Der Prozess dauerte knapp fünf Jahre, das Urteil fiel nun am 300. Verhandlungstag. Mehr als 370 Zeugen und Sachverständige waren gehört worden. Die meisten der deutschen und türkischen Angeklagten sitzen seit mehr als fünfeinhalb Jahren in Untersuchungshaft. Einige schwiegen im Prozess, andere bestritten einen Tötungsauftrag.
Begonnen wurde der Prozess mit elf Angeklagten. Aus gesundheitlichen Gründen musste das Verfahren gegen einen Verdächtigen abgetrennt werden, gegen ihn wird gesondert verhandelt. Weitere mutmaßliche Komplizen sollen untergetaucht sein.
Der Prozess hatte sich auch wegen Fehlern der Polizei hingezogen. In einem rechtlichen Hinweis des Landgerichts hieß es im Vorjahr, das Landeskriminalamt habe gewusst, dass so ein Mord passieren könne, jedoch keine ausreichenden Gegenmaßnahmen ergriffen. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen drei Beamte wegen Totschlags durch Unterlassen ein. Die Ermittlungen dauerten an, sagte eine Sprecherin.
Titelfoto: Matthias Balk/dpa