Fünfjährige Anissa in Berliner Park erstochen: Angeklagter schweigt vor Gericht

Berlin - Im Fall des gewaltsamen Todes eines fünfjährigen Mädchens vor rund sechs Monaten in Berlin steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.

Blumen und Kerzen erinnern im Bürgerpark Pankow an die kleine Anissa.
Blumen und Kerzen erinnern im Bürgerpark Pankow an die kleine Anissa.  © Paul Zinken/dpa

Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen 20-Jährigen Totschlag vor. Sie geht davon aus, dass er am 21. Februar im Bürgerpark Pankow siebenmal auf das Kind eingestochen hat. Das Mädchen starb im Krankenhaus.

Das Motiv für die Tat ist unklar. Der Angeklagte hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Auch im Prozess will er nicht aussagen, wie er am Dienstag zum Verhandlungsauftakt vor dem Berliner Landgericht erklärte.

Der junge Mann mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit war am 21. Februar am Rande des Parks festgenommen worden - kurze Zeit, nachdem das vermisst gemeldete Mädchen leblos in einem Gebüsch aufgefunden worden war. Seitdem befindet sich der 20-Jährige in Untersuchungshaft.

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Die Mutter des getöteten Mädchens tritt in dem Prozess vor einer Jugendkammer als Nebenklägerin auf. Ganz in Schwarz gekleidet und mit schwarzem Kopftuch sitzt die 25-Jährige vor dem Richtertisch. Teils unter Tränen spricht sie über den Tag, an dem ihre fünfjährige Tochter getötet wurde.

Mit Blick in Richtung des Angeklagten bricht es aus ihr heraus: "Warum? Warum dieses Kind? Warum sie? Habe ich dir je was Schlechtes getan?"

Mutter des Mädchens (5†) spricht vor Gericht mit tränenerstickter Stimme

Das Berliner Landgericht hat 16 Verhandlungstage für den Prozess eingeplant.
Das Berliner Landgericht hat 16 Verhandlungstage für den Prozess eingeplant.  © Paul Zinken/dpa

Der Angeklagte habe so getan, als ob er suchen helfe, schilderte die Mutter weinend vor Gericht. "Er hat uns in die Irre geleitet. Er wollte, dass wir sie nicht finden", sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

Verzweifelt wirkt die 25-Jährige, sie macht sich Vorwürfe. Als sie wenige Tage vor der Tat die Kleidung des Angeklagten waschen wollte, fand sie in seiner Jacke ein Küchenmesser.

"Ich hätte es ihm wegnehmen können. Ich dachte mir, jeder Vollidiot trägt ein Messer." Im Nachhinein betrachtet, sei es ein Fehler gewesen, ihm die Kinder anzuvertrauen, sagte sie.

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Die 25-Jährige kennt den Angeklagten nach eigener Aussage seit der Grundschulzeit. Auch weil sie zwischenzeitlich in Nordrhein-Westfalen lebte, hatten sie länger keinen Kontakt.

Seit ihre Rückkehr nach Berlin im Sommer 2022 habe sie sich jedoch viel um ihn gekümmert.

Angeklagter war strafrechtlich bereits aufgefallen

Der Angeklagte (20) schweigt zu den Tatvorwürfen.
Der Angeklagte (20) schweigt zu den Tatvorwürfen.  © Paul Zinken/dpa

Er habe zu Hause Probleme gehabt und bei ihr Zuflucht gesucht. Sie habe ihm geholfen, damit er nicht komplett abstürze. Er habe ihr leidgetan. "Er hat mich große Schwester genannt", schilderte sie. Er habe mit ihren vier Kindern gespielt, häufig mit Puppen. Sie hätten ihn Tante genannt. "Ich dachte, dass er schwul ist", sagte die Mutter.

Wenige Male habe er auf das Zwillingspaar und die zwei Mädchen alleine aufgepasst - auch am Tattag. Während er mit den Geschwistern auf einem Spielplatz nahe des Bürgerparks blieb, wollte die Mutter in der nahe gelegenen Wohnung Essen kochen. Sie sei dann informiert worden, dass die Fünfjährige verschwunden sei. Zeugen schilderten, der Mann sei mit dem Kind weggegangen, angeblich weil es zur Toilette musste. Etwas später sei er allein zurückgekommen.

Der Heranwachsende hat keinen Beruf erlernt und ist strafrechtlich schon aufgefallen. Im Prozess geht es auch um weitere Delikte aus dem Jahr 2021, darunter Körperverletzung, exhibitionistische Handlungen und Unfallflucht.

Der Vorsitzende Richter Uwe Nötzel hat bislang insgesamt 16 Verhandlungstage eingeplant, ein Urteil könnte demnach am 10. November gesprochen werden.

Erstmeldung vom 15. August: 11.21 Uhr; zuletzt aktualisiert: 16.13 Uhr.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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