Aus Eifersucht ein Exempel statuiert? Geständnis nach Messerattacke und Geiselnahme!

Berlin - Ein Fußgänger überlebte in Berlin nur knapp einem Messerangriff, kurz danach war eine Frau bei einer Geiselnahme in der Nähe von Hannover in Todesangst. Sechs Monate später hat ein 25-Jähriger vor dem Berliner Landgericht die Taten gestanden.

Vorsitzender Richter Marc Sautter (l.) wird sein Urteil gegen den Angeklagten (25) sprechen, der von seinem Anwalt Alexander Wendt (r.) vertreten wird.
Vorsitzender Richter Marc Sautter (l.) wird sein Urteil gegen den Angeklagten (25) sprechen, der von seinem Anwalt Alexander Wendt (r.) vertreten wird.  © Joerg Carstensen/dpa (Bildmontage)

Er habe sich in einem "verwirrten Zustand" befunden und den Opfern schreckliche Gewalt angetan, erklärte der Angeklagte über seinen Verteidiger. Der Messerangriff sei nicht geplant gewesen. Intensiver Drogenkonsum habe möglicherweise zu einer Psychose bei dem Mann geführt, hieß es im Prozess.

Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung, Geiselnahme und Bedrohung.

Der 25-Jährige, der nach seinen Angaben die deutsche und die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, soll zunächst während einer Autofahrt seine frühere Freundin bedroht haben. Er habe sie zu dem Geständnis zwingen wollen, dass sie ihn mit einem anderen Mann betrogen habe. Er habe außerdem damit gedroht, andernfalls neben anderen beliebigen Personen auch ihre 16-jährige Schwester zu töten, heißt es in der Anklage.

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Zwei Tage danach habe er in der Nacht zum 28. Februar in Berlin-Friedrichshain einen völlig fremden Passanten verfolgt und attackiert - um seiner Ex-Freundin gegenüber ein "Exempel zu statuieren und um zu prüfen, was er bei der Tötung eines Menschen empfinde", so die Anklage.

Dem 52-jährigen Opfer habe er von hinten ein Küchenmesser fünf Zentimeter tief in den Nacken gestochen und den lebensgefährlich verletzten Mann danach massiv getreten. Die Klinge sei abgebrochen und im Nacken steckengeblieben.

Tat wurde im Netz verbreitet

Vor dem Kriminalgericht Moabit muss sich der Angeklagte für seine ihm vorgeworfene Tat verantworten.
Vor dem Kriminalgericht Moabit muss sich der Angeklagte für seine ihm vorgeworfene Tat verantworten.  © Joerg Carstensen/dpa

Danach fuhr der 25-Jährige laut Ermittlungen zurück nach Niedersachsen, nahm in seiner Wohnung ein Bekennervideo auf und stellte es ins Internet. Er habe bei dem Angriff "nichts empfunden", sagte der 25-Jährige vor laufender Kamera.

Weil das Video aber aus seiner Sicht zu wenig beachtet worden sei, soll er im Rathaus seiner Heimatgemeinde Sehnde am Südostrand der Region Hannover bewaffnet mit einem Messer eine Frau als Geisel genommen haben. Die 57-jährige Angestellte habe Todesangst gehabt.

Polizisten hatten den 25-Jährigen im Rathaus schnell festnehmen können. Bereits in ersten polizeilichen Vernehmungen gestand der gelernte Elektroniker, der zuletzt arbeitslos war. Er hätte "100 Menschen umbringen können", sagte er gegenüber Polizisten.

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Die Tat sei allerdings "unnötig" gewesen. Zur Messerattacke sei es gekommen, weil er sich durch pöbelnde Männer gestört gefühlt habe, als er in seinem Auto saß und schlafen wollte. "Ich bin wütend aufgestanden, habe unkontrolliert auf den Mann eingeschlagen."

War er durch massiven Kokainkonsum beeinflusst?

In der Erklärung des Angeklagten, die sein Verteidiger verlas, hieß es nun, es treffe nicht zu, dass er "aus Eifersucht ein Exempel statuieren wollte". Er habe sich damals überwacht und verfolgt gefühlt, habe massiv Kokain konsumiert.

Im Prozess wird auch geprüft, ob der Angeklagte bei dem Geschehen möglicherweise unter einer Psychose gelitten hat. Die Verhandlung wird am 30. August fortgesetzt.

Titelfoto: Joerg Carstensen/dpa (Bildmontage)

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