Tödlicher Angriff im Altenheim: Dementer Senior für immer weggesperrt
Traunstein - Ein dementer Senior, der in einem Altenheim in Oberbayern einen Mitbewohner tödlich verletzt hat, wird dauerhaft in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht. Das ordnete das Landgericht Traunstein an.
Der 93-Jährige soll, so hieß es in der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft, seinen Zimmergenossen in dem Heim im oberbayerischen Wasserburg am Inn umgebracht haben, weil er lieber allein im Zimmer sein wollte.
Die Kammer sah den Vorwurf des Totschlags nicht bestätigt, sondern ging von Körperverletzung mit Todesfolge aus, wie eine Gerichtssprecherin berichtete. Der Senior habe seinen Zimmergenossen offensichtlich nicht töten wollen.
Aufgrund der Einschätzung von Sachverständigen kamen die Richter zugleich zu dem Schluss, dass der Mann weiter gefährlich sein könnte. Er sei mit seinen 93 Jahren noch immer kräftig - und aufgrund der stark fortschreitenden Demenz agiere er sehr bedürfnisorientiert, erläuterte die Sprecherin.
Da der Mann wegen seiner Erkrankung nicht schuldfähig ist, verfügte das Gericht die Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung.
Attacke mit Todesfolge im Altenheim: 93-Jähriger konnte sich kaum an sein Opfer erinnern
Zum Auftakt des Gerichtsprozesses Ende August konnte sich der 93-Jährige bereits kaum an den Mann erinnern, der durch seine Attacke starb. Den Namen kenne er nicht, antwortete er dem Richter.
Erst als Fotos des Toten am Tatort gezeigt wurden, sagte er plötzlich: "Das sagt mir was." Aber wer der Mann sei, wisse er nicht. Das Gericht brach damals die Vernehmung nach kurzer Zeit ab, da der Senior kaum auf Fragen antworten konnte.
Gewalt im Altenheim ist kein Einzelfall, oft ist Demenz im Spiel. Sicherheit in Pflegeheimen und der Schutz von und auch vor dementen Menschen könnte in den kommenden Jahren ein noch größeres Thema werden.
In Bayern leben nach Angaben von Gesundheitsministerin Judith Gerlach (38, CSU) derzeit rund 270.000 Menschen mit Demenz. Die Zahl werde bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 300.000 steigen und bis 2040 auf 380.000.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa