Ärztin in Suizid getrieben? Corona-Maßnahmen-Gegner freigesprochen

Von Albert Otti

Wels (Österreich) - Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat ein Bayer eine österreichische Impfbefürworterin und Ärztin mit in den Tod getrieben. Das Gericht sieht das anders. Der Fall ist mit dem Urteil aber noch nicht abgeschlossen.

Der Mann (61) aus Oberbayern soll einer österreichischen Ärztin während der Covid-Pandemie gedroht haben.
Der Mann (61) aus Oberbayern soll einer österreichischen Ärztin während der Covid-Pandemie gedroht haben.  © Albert Otti/dpa

Im Prozess um den Suizid einer jungen österreichischen Ärztin (†36) ist ein deutscher Corona-Maßnahmen-Gegner (61) freigesprochen worden. Das Landgericht im oberösterreichischen Wels sah es nicht als erwiesen an, dass er mit seinen Schreiben an die Impfbefürworterin ihren Tod mitverursacht habe. Er war wegen gefährlicher Drohung angeklagt.

Der Angeklagte aus Bayern gab vor Gericht zu, er habe der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr während der Corona-Zeit geschrieben, dass er sie vor ein "Volkstribunal" stellen, ins Gefängnis bringen und mit Gleichgesinnten laufend beobachten werde.

Er und seine Anwälte bestritten jedoch, dass sich Kellermayr durch seine E-Mails und Twitter-Nachrichten bedroht gefühlt habe. Sie forderten einen Freispruch.

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Das Verteidiger-Team wies während des Prozesses darauf hin, dass Kellermayr auch weitaus brutalere Todes- und Folterdrohungen von einem noch immer unbekannten Verfasser erhalten habe. Ermittler versuchen weiterhin, ihm auf die Spur zu kommen.

Im Juli 2022 beging die oberösterreichische Ärztin im Alter von 36 Jahren Suizid.

Die Trauer war nach dem Tod von Lisa-Maria Kellermayr groß.
Die Trauer war nach dem Tod von Lisa-Maria Kellermayr groß.  © Verena Leiss/APA/dpa

Ärztin setzte sich für die Corona-Impfung ein

Kellermayr stand während der Pandemie als Not- und Hausärztin an vorderster Front. In Medien-Interviews betonte sie den Nutzen von Covid-Impfungen.

Für ihre kritischen Äußerungen gegen Impfskeptiker und Maßnahmen-Gegner erntete sie Anfeindungen und Hassnachrichten.

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide. Da der Vorfall aber im öffentlichen Raum für Aufmerksamkeit sorgte, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: Albert Otti/dpa

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