Nachbar-Dachbalken mit Kettensäge zerlegt? Ex-National-Keeper Jens Lehmann vor Gericht

München - Vor dem Amtsgericht München hat am Freitag ein Prozess gegen den früheren Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann (54) um einen skurrilen Nachbarschaftsstreit begonnen.

Der ehemalige Nationalkeeper Jens Lehmann (54, r.) berät sich vor dem Prozess mit seinem Anwalt Christoph Rückel.
Der ehemalige Nationalkeeper Jens Lehmann (54, r.) berät sich vor dem Prozess mit seinem Anwalt Christoph Rückel.  © Sven Hoppe/dpa

Der 54-Jährige erschien im dunklen Anzug mit blauer Krawatte und schloss die Augen, als der Staatsanwalt begann, die Anklage gegen ihn zu verlesen.

Ihn wird unter anderen vorgeworfen, im Sommer vergangenen Jahres einen Dachbalken in der Garage seines Nachbarn Walter Winkelmann (92) mit einer Kettensäge zersägt zu haben. Laut Anklage war der mutmaßlichen Tat ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen.

Als Grund dafür sieht die Staatsanwaltschaft, dass die Garage Lehmann den Blick auf den See versperrte. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft das Kabel einer Überwachungskamera abgetrennt haben.

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Für den Prozess gegen ihn wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchten Betrugs - sind zwei Verhandlungstage angesetzt.

Lehmanns Anwalt Christoph Rückel wollte sich vor Beginn des Prozesses auf Anfrage nicht äußern, kündigte aber eine Stellungnahme im Gerichtssaal zu Beginn der Verhandlung an.

Lehmann: "Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?"

"Man muss es auch mal ein bisschen von der witzigen Seite sehen", sagte der 92-jährige Winkelmann und lacht. Eine Zeit lang habe man doch auch ganz gut zusammengearbeitet - "oder, Herr Lehmann?"
"Man muss es auch mal ein bisschen von der witzigen Seite sehen", sagte der 92-jährige Winkelmann und lacht. Eine Zeit lang habe man doch auch ganz gut zusammengearbeitet - "oder, Herr Lehmann?"  © Britta Schultejans/dpa

Im Prozess dann sah sich Lehmann als Opfer von falschen Verdächtigungen und spricht von Rufmord. "Ich bin einfach mal reingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht", sagte er. "Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?", fragte er in seinen langen Ausführungen.

Er sieht "zweierlei Maß". Wenn er jemanden anzeigen wolle, werde das Verfahren immer eingestellt, Anzeigen gegen ihn würden aber nie eingestellt.

Staatsanwalt Kreutzer weist die Vorwürfe zurück und sagt, "dass es sich bei Ihnen, Herr Lehmann, um eine Person handelt, die sich am unteren Rand der Strafbarkeit nicht an das Gesetz hält, sondern sich darüber hinwegsetzen möchte".

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Eine Kettensäge habe er nur dabei gehabt, weil er zuvor die Hecke seines Nachbarn geschnitten habe - auf dessen Wunsch. Der Vorwurf des Hausfriedensbruchs treffe darum nicht zu, sagte er.

Eine Überwachungskamera filmte Lehmann mit der laufenden Kettensäge in der Hand. Warum er die Kettensäge denn an den Holzbalken angelegt habe, fragte der Staatsanwalt Lehmann am Freitag. Dessen Antwort: "Das weiß ich nicht mehr."

Das Urteil könnte am 22. Dezember und damit kurz vor Weihnachten fallen. Lehmanns Nachbar hofft aber, dass nach der Einigung schon vorher Friede einkehrt zwischen ihm und dem Ex-Torwart nebenan. Der Streit habe ihn "viel Zeit, Nerven und Geld" gekostet. Aber: "Man muss es mit Humor sehen."

Originalmeldung: 8. Dezember, 12.37 Uhr; Aktualisiert: 20.45 Uhr.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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