Nach Biker-Crash mit Totem und verletzten Kindern: Richter lässt Gnade walten

Laufen/Berchtesgaden - Es war eine unfassbar tragische Kettenreaktion, die sich an einem Wochenende im Juli 2023 nahe dem Scheitelpunkt der Roßfeldstraße zugetragen hatte. Am Ende verlor ein 22-Jähriger sein Leben, mehrere weitere Personen wurden schwer verletzt – auch der Unfallverursacher (20). Und der stand nun vor Gericht.

Bei dem Unfall im Juli 2023 wurden eine Mutter und ihre zwei kleinen Mädchen, sowie ein Biker schwer verletzt. Ein weiterer Motorradfahrer starb noch am Unfallort.
Bei dem Unfall im Juli 2023 wurden eine Mutter und ihre zwei kleinen Mädchen, sowie ein Biker schwer verletzt. Ein weiterer Motorradfahrer starb noch am Unfallort.  © 7aktuell.de

Auslöser für das Drama war der damalige Teenager, der mit seinem Bike mitten auf der Panoramastraße in Berchtesgaden anhielt, um die imposante Szenerie zu fotografieren.

Der Österreicher wollte offenbar andere Motorradfahrer in dieser Kulisse aufnehmen.

Ein 22-jähriger Motorradfahrer aus der Gruppe sah ihn zu spät, erfasste ihn, rutschte mit seinem Motorrad über die Straße und dieses krachte schließlich in zwei vier und sieben Jahre alte Mädchen und deren schwangere Mutter.

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Die Familie sei selbst vor Ort gewesen, um den Sonnenuntergang zu genießen. Die Kinder erlitten durch den Unfall schwere Beinverletzungen, der 22-Jährige starb noch vor Ort. Auch der damals noch 19 Jahre alte Biker ist seit diesem Unfall für sein Leben gezeichnet: Er hatte bei dem Unfall selbst ein Bein verloren.

Wie der "Bayerische Rundfunk" mitteilte, sei der Biker, der in den Beschuldigten krachte, laut Anklage zu schnell unterwegs gewesen. Der inzwischen 20-Jährige musste sich wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung vor dem Jugendgericht am Amtsgericht Laufen rechtfertigen.

Mutter und Kinder wollen nicht als Nebenkläger auftreten

Vor dem Jugendgericht am Amtsgericht Laufen ließ der Richter Gnade für den Angeklagten walten.
Vor dem Jugendgericht am Amtsgericht Laufen ließ der Richter Gnade für den Angeklagten walten.  © Armin Weigel/dpa

Doch offenbar schien allen Beteiligten klar gewesen zu sein, wie tragisch der Vorfall das Leben des Mannes ohnehin zeichnen würde.

Die Familie mit den verletzten Kindern verzichtete beispielsweise darauf, als Nebenkläger in dem Prozess aufzutreten – obwohl sie bis heute unter den Folgen leiden.

"Mein Leben hat sich total verändert. Ich kann auch meinen Beruf als Sonnenschutztechniker nicht mehr ausüben", sagte der Angeklagte.

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Als ihn der Richter fragte, wie es ihm heute gehe, brachte der Angeklagte kein Wort mehr heraus, fing zwischenzeitig auch an zu weinen. Der Richter hatte wohl damit genug gesehen: Er unterbrach die Verhandlung und führte mit den Parteien ein Rechtsgespräch. Am Ende wurde das Verfahren eingestellt.

Einzig ein Ermahnungstermin beim Jugendrichter steht für den 20-Jährigen noch auf dem Programm, eher er den Fall – zumindest juristisch – abhaken darf.

Titelfoto: 7aktuell.de

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