Münchner Zahnarzt soll Krankenkassen um über drei Millionen Euro betrogen haben
Nürnberg/München - Über Jahre soll ein Zahnarzt nicht erbrachte Leistungen abgerechnet haben. Der Schaden für die Krankenkassen laut Anklage: mehr als drei Millionen Euro. Ab Montag (9 Uhr) beginnt der Gerichtsprozess gegen den Mediziner aus München vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.
Der Mann soll die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns zwischen 2014 und 2020 um rund 3,1 Millionen Euro betrogen haben, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.
Die Anklage wirft dem Mann demnach vor, in diesem Zeitraum bei 25 Quartalsabrechnungen nicht erbrachte Leistungen zu Unrecht eingefordert zu haben.
Dabei ging er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wie folgt vor: Wenn gesetzlich versicherte Patienten bei ihm vorbeikamen - häufig für eine Notfallbehandlung - rechnete der Zahnarzt vor und nach dieser Behandlung weitere fiktive Leistungen ab. Dazu soll er die Versichertenkarten der Patientinnen und Patienten eingelesen und jeweils andere Daten eingegeben haben.
Auch bei Beschäftigten seiner Praxis und deren Angehörigen ging er laut Anklage so vor.
Abrechnungsbetrug in Millionenhöhe: So viel der Münchner Zahnarzt auf
Aufgefallen war der mutmaßliche Betrug bei einer gesetzlichen Krankenversicherung. Da der Angeklagte dort wiederholt sogenannte Ersatzbehandlungsscheine angefordert habe, sei eine Kundenberaterin stutzig geworden.
Mit diesen Scheinen können den Angaben nach im Einzelfall auch ohne Versichertenkarte Leistungen abgerechnet werden. Auf diese Weise soll der Mann sichergestellt haben, dass die Patienten noch bei der jeweiligen Kasse versichert sind - und er an sein Geld kommt.
Der Zahnarzt hat die Vorwürfe bei den Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft überwiegend gestanden. Die Ermittlungen wurden von der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium München geführt.
Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage bis Mitte Oktober geplant.
Titelfoto: Daniel Löb/dpa