RTL-Obdachloser (†53) totgeprügelt: Jugendlicher muss für fast sieben Jahre ins Gefängnis

Kempten - Nach dem Tod eines 53 Jahre alten Obdachlosen im Allgäu ist ein Jugendlicher am Mittwoch zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden.

Im Stadtzentrum von Immenstadt nahmen zahlreiche Menschen Anteil am Tod des 53-jährigen Obdachlosen.  © Lisa Hild/dpa

Der Fall bekam besonders große Aufmerksamkeit, nachdem bekannt wurde, dass es sich bei dem Opfer um "Deutschlands beliebtesten Obdachlosen" handelte. Er war durch eine RTL-Dokumentation bekannt geworden.

Das Landgericht Kempten sprach den Angeklagten wegen der Auseinandersetzung mit dem 53 Jahre alten Opfer der Körperverletzung mit Todesfolge für schuldig.

Die Staatsanwaltschaft hatte den zum Tatzeitpunkt 17-jährigen Täter zunächst wegen Mordes angeklagt, war während der Verhandlung allerdings von dem Vorwurf abgerückt.

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"Das Gericht ging nicht davon aus, dass der Angeklagte vorsätzlich den Tod des Geschädigten herbeiführen wollte", so ein Gerichtssprecher.

Der 17-Jährige – der von der Polizei als Intensivtäter geführt wurde – war im Mai 2024 in Immenstadt anfangs in einen verbalen Streit mit dem Obdachlosen geraten. Die Lage eskalierte und die Auseinandersetzung endete in körperlicher Gewalt.

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Unerwarteter Tod: Opfer ging selbst zur Polizei und lehnte Arzt ab

In einem nicht öffentlichen Mordprozess wurde der Jugendliche zu sechs Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der 53-Jährige wollte sich mit einem Gehstock gegen seinen Kontrahenten wehren. Währenddessen schlug der Teenager dem Opfer mehrfach die Faust ins Gesicht. Der Obdachlose stürzte dabei und knallte mit seinem Kopf gegen eine Tür.

Das eigentliche Drama sollte erst danach geschehen, denn weder das Opfer – der Mann ging selbst zur Polizei, um die Tat anzuzeigen – noch die Beamten erkannten die Schwere der Verletzung. Er selbst lehnte sogar eine ärztliche Behandlung ab.

"Der 53-Jährige wurde bei dem Angriff leicht am Kopf verletzt", gab die Polizei damals in einer ersten Pressemitteilung bekannt. Dann kam es zur dramatischen Wendung. Was niemand ahnte: Der Obdachlose erlitt eine schwere Hirnverletzung, die später zum Tode führte.

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Er zog sich einige Zeit danach in den Vorraum einer Bankfiliale zurück, wo man ihn daraufhin bewusstlos auffand. Im Krankenhaus erlag er trotz einer Not-OP seinen Verletzungen. Der Mann war Teil der Dokumentation "Ein Leben auf der Straße" von RTL und galt seitdem als "Deutschlands beliebtester Obdachloser".

Nach dem Urteil verzichten die Staatsanwaltschaft und auch der Angeklagte auf Rechtsmittel, sodass die Strafe sofort rechtskräftig wurde.

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