Gruppe Reuß: "Reichsbürger"-Astrologin erzählt viel vor Gericht – nur nichts zu den Tatvorwürfen

München - Im Münchner "Reichsbürger"-Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß hat die Angeklagte Hildegard L. – eine 70-jährige selbsternannte Astrologin – am Mittwoch mit ihrer Aussage begonnen.

Die "Reichsbürger"-Gruppe wurde nach einer großangelegten Anti-Terror-Razzia Ende 2022 deutschlandweit bekannt.
Die "Reichsbürger"-Gruppe wurde nach einer großangelegten Anti-Terror-Razzia Ende 2022 deutschlandweit bekannt.  © Sven Hoppe/dpa

Sie berichtete vor dem Münchner Oberlandesgericht stundenlang und ausführlich über ihren Lebensweg – einschließlich ihrer Kindheit, "Nahtoderlebnissen", familiären Konflikten und beruflichen Entwicklungen.

Auch der jahrzehntelange Bruch mit ihren Eltern und die Flucht vor ihrem ersten eifersüchtig-aggressiven Ehemann waren Teil der Erzählungen.

Sie berichtete von diversen Ausbildungen und Berufen. So arbeitete sie ihren Ausführungen nach als Elektroingenieurin, Berufsschullehrerin und schließlich als Astrologin. Zu den konkreten Tatvorwürfen allerdings äußerte sie sich nicht.

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Die sogenannte "Gruppe Reuß" wurde nach einer großangelegten Anti-Terror-Razzia Ende 2022 bekannt. Die insgesamt derzeit 26 Beschuldigten sollen einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant haben. Tote seien dabei in Kauf genommen worden.

L. soll, motiviert durch ihre Ablehnung der Corona-Maßnahmen, zu den Gründungsmitgliedern gehört haben. Sie selbst sei als Kind nie geimpft worden, wie sie mitteilte.

Astrologin bisher einzige Angeklagte, die Aussage macht

Der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß (72) wird vorgeworfen, einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant zu haben.
Der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß (72) wird vorgeworfen, einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant zu haben.  © Boris Roessler/POOL dpa/dpa

Zu ihren Aktivitäten als Sterndeuterin meinte sie, dass sie mit wenigen Angaben wie Geburtsort und -datum umfangreiche Aussagen über ihre Bekannten hätte treffen können, die sich als richtig herausstellten.

Zu den anfangs hobbyartigen astrologischen Tätigkeiten kamen später etwa Buchveröffentlichungen, Seminare und Beratungen hinzu. Dies sei eine Einnahmequelle gewesen.

Sie ist bisher die einzige der Angeklagten in München, die eine persönliche Aussage macht.

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Der Prozess ist Teil einer größeren, etwa zeitgleichen Verfahrensreihe. In Frankfurt stehen Reuß selbst, sowie mutmaßliche Rädelsführer vor Gericht. In Stuttgart Mitglieder des "militärischen Arms".

Die Aussage von L. soll am Donnerstag fortgesetzt werden. Ob sie dann auch auf die Tatvorwürfe eingehen wird, bleibt abzuwarten.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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