Goldschatz noch immer verschollen! Archäologen hoffen auf Prozess
Von Ulf Vogler
Ingolstadt - Einer der spektakulärsten Einbrüche beschäftigt ab diesem Januar die Richter. Das Landgericht Ingolstadt will die Hintergründe des Goldschatz-Diebstahls in einem Manchinger Museum aufklären.
Wie das Gericht berichtete, beginnt das Verfahren am 21. Januar. Die weiteren Prozesstermine sind bislang bis 5. Juni vorgesehen.
Im November 2022 waren Diebe in das Kelten- und Römermuseum im oberbayerischen Manching eingedrungen und hatten den rund 2100 Jahre alten keltischen Goldschatz gestohlen.
Die Ermittler beziffern den Wert des Goldschatzes mit mehr als eineinhalb Millionen Euro. Experten verweisen darauf, dass die Sammlung wissenschaftlich von unschätzbarem Wert und nicht zu ersetzen ist.
Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Sommer vier Männer, damals im Alter zwischen 43 und 51 Jahren, wegen schweren Bandendiebstahls angeklagt. Die Beschuldigten wurden im Juli 2023 festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
Drei von ihnen stammen nach Angaben der Ermittler aus dem Raum Schwerin, einer aus Berlin.
Keltengold-Diebstahl in Manching: Verdächtige schweigen zu den Vorwürfen
Ob sie im Prozess aussagen werden, ist bislang nicht bekannt. Rechtsanwalt Klaus Wittmann sagte vor der Verhandlung, er müsse eine mögliche Aussage noch mit seinem Mandanten besprechen. Das Quartett ist auch wegen 30 weiterer Taten angeklagt.
Die 1999 in Manching ausgegrabene Münzsammlung war der größte keltische Goldfund des vergangenen Jahrhunderts.
Doch trotz des herausragenden Wertes war das Museum nur unzureichend gegen Einbrüche gesichert. Zunächst hatten die Täter am 22. November 2022 nachts in der Telefonzentrale in Manching die Glasfaserkabel gekappt. Etwa eine Stunde später brachen sie in das Museum ein, dessen Alarmanlage außer Funktion gesetzt war. Eine zusätzliche Sicherung, wie bei modernen Anlagen üblich, war nicht vorhanden.
Wie die Kripo später kritisierte, lieferten die Überwachungskameras auch keinerlei für die Fahndung brauchbaren Aufnahmen des letztlich nur neun Minuten dauernden Einbruchs.
LKA bildete schnell große Sonderkommission "Oppidum"
Für das bayerische Landeskriminalamt (LKA) wurde der Einbruch zu einem herausragenden Fall. Das LKA gründete schnell eine 25-köpfige Sonderkommission unter dem Namen "Oppidum", wie keltische Siedlungen wie die von Manching genannt werden.
In einem Weiher und einem Fluss fanden Polizeitaucher das Einbruchswerkzeug. So konnte auch eine DNA-Spur gesichert werden, die vermutlich von einem der Einbrecher stammt. Diese stellte eine Verbindung zu mehreren Einbrüchen in Deutschland und Österreich her. Letztlich kam man damit auf den Verdächtigen aus Schwerin. Später wurden er und die drei anderen Angeklagten festgenommen.
Der beschuldigte Berliner hatte bei seiner Festnahme 18 Goldklumpen dabei, bei denen es sich wohl um Stücke aus dem Manchinger Goldschatz handelt, die eingeschmolzen wurden.
Der größte Teil des rund 3,7 Kilogramm schweren Schatzes ist allerdings bis heute verschwunden. Nun gibt es die Hoffnung, dass der Prozess Hinweise auf den Verbleib liefert.
Titelfoto: Bildmontage: Frank Mächler/dpa, Lennart Preiss/dpa