Er wollte Dämonen austreiben: Opfer von angeklagtem Sektenführer schildert Horror-Szenario

Schweinfurt - Im Prozess gegen den 42 Jahre alten Führer einer sektenartigen Lebensgemeinschaft in Unterfranken hat eines der Opfer als Zeugin ausgesagt und ein wahres Terrorregiment des Angeklagten beschrieben.

Der 42-Jährige (2.v.l.) ist wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.
Der 42-Jährige (2.v.l.) ist wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.  © Heiko Becker/dpa

Die 30-jährige Medizinstudentin sprach vor dem Landgericht in Schweinfurt davon, dass der 42-Jährige ihr im Frühjahr 2023 auf verschiedene Weise Gewalt zugefügt hätte - unter anderem durch Vergewaltigung, Würgen, Beißen und Schlagen. Sie hätte zeitweise Todesangst gehabt.

Als Motivation dafür, ihre Erlebnisse zu schildern, nannte sie, dass auch andere Mitglieder vergewaltigt worden seien. "Wenn er darin nicht gestoppt wird, dann wird er damit weitermachen", sagte die Frau.

Die Zeugin erzählte über mehrere Stunden teils merkbar aufgeregt von den Strukturen in der Gemeinschaft und der Persönlichkeit des Angeklagten, mit dem sie zeitweise in einer Liebesbeziehung und sogar verlobt war.

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Demnach unterstellte der 42-jährige Angeklagte Mitgliedern seiner Lebensgemeinschaft, von Dämonen besessen zu sein, die ausgetrieben werden müssten. Eingesetzte Methoden waren laut den Aussagen Schlafentzug, Drogen und psychische Manipulation.

Das Urteil im Prozess gegen den Führer der Lebensgemeinschaft (l.) soll erst Ende Juni gefällt werden.
Das Urteil im Prozess gegen den Führer der Lebensgemeinschaft (l.) soll erst Ende Juni gefällt werden.  © Heiko Becker/dpa

Zeugin spricht von "vollkommenem Wahnsinn"

Es waren wieder so viele Mitglieder der Lebensgemeinschaft erschienen, dass nicht alle Platz im Sitzungssaal fanden.
Es waren wieder so viele Mitglieder der Lebensgemeinschaft erschienen, dass nicht alle Platz im Sitzungssaal fanden.  © Heiko Becker/dpa

Die 30-Jährige sprach mehrfach von "vollkommenem Wahnsinn" und bezeichnete die Gemeinschaft als Kult. "Wir waren alle wie in einem Wahn. Manche sind es immer noch", sagte sie.

Die Verteidiger des Angeklagten versuchten, die Aussagen der Zeugin unter anderem dahin gehend zu relativieren, dass sie von sich aus zu härterem Sexphantasien oder gar zu sogenannten Vergewaltigungsfantasien neige und sich selbst manipulativ, gewalttätig und wankelmütig verhalten haben soll.

Wie an den bisherigen Verhandlungstagen waren so viele Mitglieder der Gemeinschaft zum Gericht gekommen, dass nicht alle Platz im Sitzungssaal fanden.

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In der Wohngemeinschaft leben nach deren Angaben ein bis zwei Dutzend Menschen. Anliegen sei, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums zu unterstützen und zu begleiten sowie eine Kultur zu schaffen, die auf Liebe ausgerichtet ist.

Im Umfeld soll es bereits zu mehreren Todesfällen gekommen sein, unter anderem durch Suizid und Drogen.

Der Angeklagte ist wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Ein Urteil wird erst für Ende Juni erwartet.

Titelfoto: Bild-Montage: Heiko Becker/dpa, Heiko Becker/dpa

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