Eklat im Hanna-Prozess: Verteidigung hält Gericht für befangen!
Traunstein - Im Traunsteiner Indizienprozess um den Tod der Studentin Hanna (†23) hat die Verteidigung einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht gestellt.
Hintergrund ist ein E-Mail-Wechsel zwischen Gericht und Staatsanwaltschaft, in dem es um Details zu Sachverhalten gegangen sein soll. Über den Antrag müsse die zuständige Vertretungskammer entscheiden, ehe das Verfahren fortgeführt werden könne, teilte das Landgericht Traunstein am Dienstag mit.
Nach Auffassung der Anwältin des wegen Mordes angeklagten Mannes, Regina Rick, muss das Verfahren, das kurz vor den Plädoyers stand, neu starten. "Aus meiner Sicht ist dem Befangenheitsantrag stattzugeben und der Prozess neu aufzurollen", sagte Rick.
Rick hatte in einer Akte zu Nachermittlungen die Hinweise auf einen E-Mail-Wechsel von Gericht und Staatsanwaltschaft Anfang Januar über das Verfahren entdeckt, in dem sich beide über den Sachverhalt und die rechtliche Würdigung austauschten. "Da muss es ein Gespräch gegeben haben über den Sachverhalt, den das Gericht zugrunde legt", sagte Rick.
"Absprachen zwischen Staatsanwaltschaft und Gericht über die Rechtsfolgen, ohne die Verteidigung einzubeziehen - das geht meiner Meinung nach überhaupt nicht. Das deutet darauf hin, dass das Gericht zu einem frühen Zeitpunkt festgelegt war."
E-Mails zwischen Gericht und Staatsanwaltschaft: Platzt nun der Mordprozess in Traunstein?
Die 23 Jahre alte Hanna war am 3. Oktober 2022 tot im Fluss Prien entdeckt worden. Wegen Mordes angeklagt ist ein inzwischen 22-Jähriger. Die junge Frau hatte in der Nacht in dem Club "Eiskeller" in Aschau gefeiert und sich frühmorgens auf den Weg nach Hause gemacht - dort kam sie nie an.
Die Staatsanwaltschaft ging in ihrer Anklage davon aus, dass der Mann Hanna auf ihrem Heimweg aus sexuellen Motiven überfallen, auf den Kopf geschlagen und verletzt in den Bärbach geworfen hat, der in die Prien mündet. Laut Obduktion ertrank die Studentin.
Woher ihre Verletzungen rühren - von Schlägen oder vom Treiben im Fluss - war ein zentrales Thema des Verfahrens.
"Ich bin überzeugt davon, dass es ein Unfall war", unterstreicht Anwältin Rick. Der Angeklagte hat im Prozess zu den Vorwürfen geschwiegen.
Titelfoto: Bildmontage: Uwe Lein/dpa (2)