"Drecksjournalisten": Haftstrafe nach Attacke auf Reporter bei Corona-Pressekonferenz

München - Für den Angriff auf einen Reporter nach einer Pressekonferenz zur Corona-Impfung ist ein 24-Jähriger zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Das Amtsgericht München verhängte gegen den 24-Jährigen eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung. (Symbolbild)
Das Amtsgericht München verhängte gegen den 24-Jährigen eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung. (Symbolbild)  © Lino Mirgeler/dpa

Das Amtsgericht München verhängte am Montag eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung, wie ein Sprecher mitteilte.

Der 24-Jährige, der wegen anderer Vergehen schon seit gut einem halben Jahr in Haft ist, hatte die Tat zum Prozessbeginn teilweise gestanden.

Er war angeklagt, weil er im August 2022 im Anschluss an eine Pressekonferenz von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (58, CSU) auf dem Marienplatz auf den Reporter des Bayerischen Rundfunks (BR) losgegangen war.

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Der Angeklagte hatte zum Prozessauftakt gesagt, er könne sich an einen Schlag mit der flachen Hand erinnern, weitere wolle er nicht ausschließen. Die Staatsanwaltschaft ging in ihrer Anklage von zwei Attacken und jeweils mehreren "unkoordinierten Faustschlägen" aus.

Der Mann räumte Beleidigungen ein - auch gegen Polizeibeamte - und gab an, sich in der Corona-Zeit mit Verschwörungsmythen befasst zu haben.

Heute vertrete er diese Meinung nicht mehr. Zudem tue ihm sein Verhalten leid. Allerdings bezeichnete er beim Prozessbeginn anwesende Pressevertreter im Vorbeigehen als "Drecksjournalisten".

Chefredakteur: "Auch ein Angriff auf die Demokratie"

"Der Angriff auf unseren Reporter war auch ein Angriff auf die Demokratie", sagte BR-Chefredakteur Christian Nitsche (51) nach der Urteilsverkündung. "Diese ist nur wehrhaft, wenn Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten hart bestraft wird. Wir brauchen unabhängigen und zugleich unbedrohten Journalismus."

Der Bayerische Journalisten-Verband hatte den Fall in eine Reihe ähnlicher Taten gestellt und erklärt, Journalisten müssten ihrer Arbeit ohne Angst nachgehen können.

"Immer öfter entlädt sich Frust und Ärger über die politischen Protagonisten in Feindseligkeiten bis hin zu massiven Handgreiflichkeiten gegen die Überbringer von Nachrichten", sagte der stellvertretende BJV-Vorsitzende Wolfgang Grebenhof nach dem Vorfall im vergangenen Jahr.

Titelfoto: Lino Mirgeler/dpa

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