"Deutschlands beliebtester Obdachloser" stirbt nach Attacke: Teenie vor Gericht
Kempten - Acht Monate nach der deutschlandweit für Aufsehen sorgenden tödlichen Attacke auf einen Obdachlosen in Immenstadt im Allgäu hat der Mordprozess gegen den jugendlichen Tatverdächtigen begonnen.
Aufgrund des Alters des Angeklagten findet der Prozess komplett hinter verschlossenen Türen statt. Landgerichtssprecher Ferdinand Siebert bestätigte, dass das Verfahren begonnen habe. Weitergehende Angaben zum Prozessverlauf machte er nicht.
Erst nach dem Urteil - voraussichtlich Mitte Februar - will das Gericht über das Ergebnis des Verfahrens mit einer Pressemitteilung informieren. Für den Prozess sind insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt.
Der Fall sorgte auch wegen der Bekanntheit und Beliebtheit des Tatopfers für Aufsehen weit über das Allgäu hinaus. Der 53 Jahre alte Mann war, als er noch in Berlin auf der Straße lebte, Teil der Dokumentation "Ein Leben auf der Straße" des Fernsehsenders RTL und galt seitdem als Deutschlands beliebtester Obdachloser.
Der Staatsanwaltschaft zufolge soll der mutmaßliche Täter bereits vor dem Tattag im Mai mehrmals sein Opfer drangsaliert haben.
Mord an Obdachlosem in Immenstadt: Opfer erstattete noch selbst Anzeige
Am 7. Mai 2024 soll er dann direkt mit erhobener Faust auf den Mann zugegangen sein und ihn mit mehreren Faustschlägen, auch gegen die Schläfe, attackiert haben.
Das Opfer sei zu Boden gegangen und mit dem Hinterkopf aufgeschlagen. Dadurch habe der Mann sich eine so schwere Hirnverletzung zugezogen, dass er starb.
Das Opfer erstattete nach dem Angriff noch selbst Anzeige bei der Polizei und zog sich dann für die Nacht in den Vorraum einer Bankfiliale zurück. Später wurde er dort bewusstlos gefunden. Der Mann wurde noch in ein Krankenhaus gebracht, starb dort aber an einer schweren Hirnverletzung, die zunächst nicht bemerkt worden war.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Jugendliche durch seine Handlungen Macht und Stärke demonstrieren wollte.
Ihm wird Mord aus niederen Beweggründen vorgeworfen. Da er außerdem Polizisten bei seiner Festnahme angriff, wird ihm auch ein tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Beleidigung zu Last gelegt.
Titelfoto: Lisa Hild/dpa