"Blitzartig" und mit "großer Wucht" gegen Neonazis? Prozess gegen Hanna S. beginnt

München - Die mutmaßliche Linksextremistin Hanna S. steht am Mittwoch, 9.30 Uhr, in München vor Gericht und muss sich unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten. Die 30-Jährige soll Mitglied einer kriminellen Vereinigung sein.

Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am Mittwochvormittag der Prozess gegen Hanna S., einer mutmaßlichen Linksextremistin. (Symbolbild)
Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am Mittwochvormittag der Prozess gegen Hanna S., einer mutmaßlichen Linksextremistin. (Symbolbild)  © Daniel Karmann/dpa

Das wirft ihr zumindest der Ge­ne­ral­bun­des­an­walt vor. Die Anklage sieht hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass sie der Gruppierung angehöre, die eine "militante linksextremistische Ideologie" verfolgen würde.

Teil des Mindsets sei, dass der demokratische Rechtsstaat und das staatliche Gewaltmonopol abgelehnt werden.

Hanna S. soll zusammen mit weiteren Angehörigen der Gruppierung und der Absicht, Gewalt gegen Angehörige des politisch rechten Spektrums auszuüben, im Februar 2023 nach Budapest gereist sein.

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In der ungarischen Hauptstadt soll sie mindestens fünf brutale Angriffe auf – laut Einschätzung der Angreifer – Personen aus dem rechten Spektrum ausgeübt haben.

"Die Vorfälle ereigneten sich anlässlich des sogenannten 'Tags der Ehre', zu dem Rechtsextremisten aus ganz Europa jedes Jahr nach Budapest kommen, um des Ausbruchsversuchs der deutschen Wehrmacht, der Waffen-SS und ihrer ungarischen Kollaborateure aus der von der Roten Armee belagerten Stadt am 11. Februar 1945 zu gedenken", erklärt der Ge­ne­ral­bun­des­an­walt konkret.

An zwei Überfällen auf insgesamt drei Personen sei die Beschuldigte aktiv involviert gewesen.

"Budapest-Komplex": Opfer sollen massiv am Kopf attackiert worden sein

Die militante Gruppe habe gezielt nach potenziellen Personen aus dem politisch rechten Spektrum gesucht und diese massiv attackiert, so der Vorwurf. (Symbolbild)
Die militante Gruppe habe gezielt nach potenziellen Personen aus dem politisch rechten Spektrum gesucht und diese massiv attackiert, so der Vorwurf. (Symbolbild)  © Fabian Strauch/dpa

"In beiden Fällen verfolgte die Gruppierung die Opfer zunächst für eine kurze Zeit unauffällig, um sodann mit Schlagwerkzeugen blitzartig einen zeitlich begrenzten Angriff von etwa 30 Sekunden auszuführen."

Der erste Angriff habe am 10. Februar 2023 stattgefunden. Dabei wurde das Opfer unter anderem mit einem Teleskopschlagstock, sowie "mit Schlagstöcken und sonstigen Schlagwerkzeugen" mehrfach und mit "großer Wucht" am Kopf und Oberkörper attackiert.

Unter anderem soll die Angeklagte mit weiteren Angehörigen den Angegriffenen an Armen und Beinen festgehalten haben, damit dieser keine Schutzhaltung einnehmen kann. Das Opfer erlitt laut Anklage lebensgefährliche Verletzungen, überlebte jedoch den Vorfall.

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Einen Tag später ging die Gruppe auf zwei Personen "mit Schlagstöcken und einem kleinen Hammer" los, wobei eines der Opfer überwiegend Schläge gegen den Kopf kassierte. Am Ende seien die beiden noch mit Pfefferspray besprüht worden.

Das Oberlandesgericht München, das den Prozess zum sogenannten "Budapest-Komplex" gegen die 30-Jährige führt, hat bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass bei einer möglichen Verurteilung statt versuchten Mordes auch "nur" gefährliche Körperverletzung in Betracht kommen könnte.

Laut Verteidigung würde die Anklage allerdings jeglicher Grundlage entbehren. Für die Deutsche gilt bis zur rechtskräftigen Verurteilung weiterhin die Unschuldsvermutung. Unterstützer von Hanna S. haben zu Protesten vor Ort aufgerufen.

Titelfoto: Montage: Daniel Karmann/dpa + Fabian Strauch/dpa

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