Akten heimlich an Presse gespielt? Eltern von getöteter Studentin Hanna stellen Strafanzeige
Traunstein - Neue Wendung im Traunsteiner Prozess um den Tod der Studentin Hanna: Die Eltern der jungen Frau haben Strafanzeige gestellt.
Dabei geht es um die mutmaßliche Weitergabe von Akteninhalten aus dem Verfahren zum einen an die Presse, zum anderen an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, wie der Anwalt der Eltern, Walter Holderle, am Donnerstag berichtete. Mehrere Medien hatten zuerst berichtet.
Im Zusammenhang mit dem von der Wahlverteidigerin gestellten Befangenheitsantrag seien offenbar Teilen der Presse Akteninhalte zugespielt worden, die noch nicht öffentlich verhandelt worden waren. Das sei eine Straftat.
Zudem sei mit einem mutmaßlichen, nicht legitimierten Versenden von Fotografien, Sektionsprotokollen, Obduktionsberichten und Computertomografien der Getöteten eine Grenze überschritten.
Die Anzeige richte sich gegen die dafür Verantwortlichen. "Aus den Umständen vermute ich eine Verbindung der dafür verantwortlichen Personen zum Kreis der Verteidigung", sagte Holderle.
Die Verteidigung habe kürzlich einen Beweisantrag gestellt, dem ein Schreiben eines Professors des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf beigegeben gewesen sei.
Anwalt der Eltern: "Hier wurden Persönlichkeitsrechte von Hanna verletzt"
Die Ausführungen dieses Professors hätten nur gemacht werden können, wenn ihm Dokumente wie Fotografien der Getöteten, Sektionsprotokolle und CTs vorgelegen hätten.
"Hier wurden Persönlichkeitsrechte von Hanna verletzt", argumentiert Holderle. Die Eltern hätten den Eindruck, dass ihre Tochter zu einem "Gegenstand" degradiert werde.
Die 23 Jahre alte Hanna war am 3. Oktober 2022 tot im Fluss Prien entdeckt worden. Wegen Mordes angeklagt ist ein inzwischen 22-Jähriger. Hanna hatte in der Nacht in dem Club "Eiskeller" in Aschau im Chiemgau gefeiert und sich frühmorgens auf den Weg nach Hause gemacht - dort kam sie nie an.
Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage davon aus, dass der Angeklagte Hanna auf ihrem Heimweg aus sexuellen Motiven überfallen, auf den Kopf geschlagen und verletzt in den Bärbach geworfen hat, der in die Prien mündet. Laut Obduktion ertrank die Studentin.
Woher ihre Verletzungen rühren - von Schlägen oder vom Treiben im Fluss - war ein zentrales Thema des Verfahrens. Dabei ging es darum, ob sie womöglich ohne fremdes Zutun ins Wasser gestürzt und so umgekommen sein könnte.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa, Polizei Rosenheim