15-Jährige durch Stromschlag getötet: Schleuser landet für Jahre im Knast

München - Ein 15 Jahre altes Mädchen wird bei ihrer Flucht aus der Türkei durch den Strom einer Bahn-Oberleitung getötet. Am Montag wurde ein 46 Jahre alter Schleuser verurteilt – zu zehn Jahren Haft.

Der Schleuser muss nach dem Tod eines kurdischen Mädchens eine Haftstrafe von zehn Jahren absitzen.
Der Schleuser muss nach dem Tod eines kurdischen Mädchens eine Haftstrafe von zehn Jahren absitzen.  © Sven Hoppe/dpa

Die Staatsanwaltschaft ging bereits im Vorfeld hart mit dem Angeklagten ins Gericht, warf ihm eine "Nonchalance im Umgang mit Menschenleben" vor.

Der Iraker soll Mitglied einer Bande gewerbsmäßiger Schleuser gewesen sein.

Mit dem illegalen Zuverdienst habe er vor seiner 20 Jahre jüngeren Geliebten und seinem Umfeld "auf dicke Hose machen" wollen, so die Meinung der Staatsanwaltschaft. Die Indizienlage sei "überwältigend".

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Das sah das Gericht wohl ähnlich. Der 46-Jährige wurde als hochrangiges Mitglied einer Schleuserbande eingestuft. Zahlreiche Indizien auf dem Handy des Mannes untermauerten das Bild, das der Richter von dem Angeklagten hatte.

Anfang Mai 2022 habe sich das 15 Jahre alte kurdische Mädchen zusammen mit weiteren Flüchtenden auf einem Güterzug von Verona nach München versteckt.

Staatsanwalt: "Wir wollen Schleuser abschrecken"

Am Montag wird das Urteil gegen den Angeklagten erwartet. Die Staatsanwaltschaft fordert über zehn Jahre Haft.
Am Montag wird das Urteil gegen den Angeklagten erwartet. Die Staatsanwaltschaft fordert über zehn Jahre Haft.  © Lino Mirgeler/dpa

Beim Aussteigen wurde sie durch den Starkstrom aus der Oberleitung so schwer verletzt, dass sie einige Tage später ihren schweren Verletzungen erlag.

Auch ihr damals zwölf Jahre alter Bruder wurde bei dem Vorfall an der Hand verletzt, und ein ebenfalls eingeschleuster 19-Jähriger so schwer, dass auch er beinahe nicht überlebt hätte.

Laut Staatsanwaltschaft erlitt er Verbrennungen dritten Grades an Kopf und Beinen und sei "auch heute noch schwerst verletzt".

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"Wir wollen Schleuser abschrecken", so Staatsanwalt Kai Gräber. "Hier muss hart zugeschlagen werden." Er fordert vom Landgericht München zehneinhalb Jahre Haft für den Angeklagten. Die Gesellschaft hätte kein Verständnis für Menschen, die die Situation von Menschen in Not ausnutzen und "einen Reibach machen" wollen.

Die Verteidigung des Angeklagten forderte Freispruch für den Mann, der sich im Prozess nicht zu den Vorwürfen geäußert hatte. Binnen einer Woche kann er Revision zum Bundesgerichtshof einlegen.

Originalmeldung: 11.06 Uhr. Letzte Aktualisierung: 15.11 Uhr.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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