Versuchter Mord an Polizisten: Opfer spricht detailliert von brutalem Angriff!
Ulm - Auf dem Heimweg vom Präsidium wird ein Polizist angegriffen und fast tot geschlagen. Beim Prozessauftakt schilderte er unter anderem, wie sein bester Freund ihn im Krankenhaus nicht mehr erkannt hat.
Eine Gruppe Männer soll ihn fast tot geschlagen haben: Beim Prozessauftakt vor dem Ulmer Landgericht am Montag hat der Mann ausgesagt, der Anfang Februar von einer Gruppe überfallen worden war.
Detailliert schilderte er seine Erinnerungen an die Tat und die Folgen des Angriffs für sein Leben. Die drei Angeklagten schwiegen.
Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft gemeinschaftlichen versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor.
Ein 13-Jähriger soll ebenfalls beteiligt gewesen sein. Da er aufgrund seines Alters noch nicht strafmündig war, wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft im Mai mitgeteilt hatte. Er war als Zeuge geladen, erschien aber nicht vor Gericht.
Der Geschädigte erlitt bei dem Angriff mehrere Brüche am Kopf, acht Tage sei er zur Behandlung im Krankenhaus gewesen. "Mein Oberkiefer war losgetrennt von meinem Schädel."
Während des Angriffs habe er innerlich nach seiner Mutter gerufen und sich gewünscht, dass die Tat vorbei sei. "Unabhängig davon, in welche Richtung. Ob in Richtung Himmel oder ob die Täter von mir ablassen und ich überlebe."
Sein bester Freund erkannte ihn nicht wieder
Ergriffen erzählte er von einem Besuch seines besten Freundes im Krankenhaus. Der habe sich erst seinem Zimmernachbarn statt ihm zugewandt.
"Da wurde mir bewusst, dass ich so beschissen aussehe, dass mein bester Freund mich nicht erkennt." Seine jüngere Schwester sei bei ihrem Besuch zusammengebrochen.
Laut Staatsanwaltschaft haben die drei Angeklagten mit dem 13-Jährigen in der Tatnacht beschlossen, einen Fremden aufzumischen und gemeinsam zusammenzuschlagen. Der Polizist war demnach in zivil unterwegs.
Auf dem Heimweg vom Polizeipräsidium Ulm seien ihm die Männer aufgefallen, auch weil sie Sturmmasken getragen haben sollen. Er habe sie angesprochen und die Polizei verständigt, weil die Gruppe ihm verdächtig vorgekommen sei.
Die Männer sollen ihn in einen Hinterhalt gelockt und niedergeschlagen haben. Auch als der Mann am Boden lag, sollen sie noch auf ihn eingeprügelt haben. Dass das Opfer an den Verletzungen sterben könnte, sollen sie billigend in Kauf genommen haben.
Hinterhältige Angreifer ließen ihrem Opfer "gar keine Wahl"
Der Geschädigte erklärte, dass er die Gruppe verfolgt habe, um der verständigten Polizei angeben zu können, wohin die Männer flüchten. Dabei habe er bewusst etwa 70 Meter Abstand gehalten, "einfach damit ich in nichts reinkomme".
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten sich die vier Männer in Zweiergruppen aufgeteilt, dabei sei ihm sein Fluchtweg abgeschnitten worden.
"In dem Moment war mir klar, dass ich den Kampf aufnehmen muss und gar keine Wahl habe, mich körperlich zu entziehen", sagte der Geschädigte.
Nach einem Schlag oder Tritt gegen seinen Kopf sei er zu Boden gegangen, einen weiteren Schlag oder Tritt gegen den Kopf habe er gespürt, dann setze seine Erinnerung aus.
Mit den Folgen des Angriffs habe er lange zu kämpfen gehabt. Und er habe sich darum gesorgt, seinen Job nicht mehr weiter ausüben zu können.
Inzwischen arbeite er zwar als Polizist in Mannheim, Nachtdienste dürfe er aber noch immer nicht machen.
Titelfoto: Stefan Puchner/dpa