Mit 22 Stichen: Pflegeschülerin aus Angst vor Unterhaltszahlungen ermordet?
Stuttgart - Aus Angst vor möglichen Unterhaltszahlungen für das gemeinsame Neugeborene soll ein Mann in Stuttgart seine frühere Freundin erstochen haben.
Was er allerdings nicht wusste: Die junge und schwangere Frau hatte das Kind bereits auf eigene Entscheidung abgetrieben, die bestehende Schwangerschaft war nach Angaben der Staatsanwaltschaft nur eine Lüge. Zum Auftakt des Mordprozesses am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht wirkte der 40-Jährige verzweifelt.
Der Deutsch-Pole war seit Ende April für mehrere Monate mit der Pflegeschülerin zusammen gewesen, wie er laut Gericht bereits im Gespräch mit dem Gutachter ausgesagt hat. Vor dem Tod der Frau hätten beide aber die kurze Beziehung beendet.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft und auch laut Bericht des Gutachters erstach der Angeklagte die 32-Jährige Mitte August des vergangenen Jahres in deren Wohnung im Stuttgarter Wohnheim für Pflegeschülerinnen. Von der Abtreibung habe er nichts gewusst, vielmehr habe ihm die Frau erzählt, sie sei in der vierten Woche schwanger.
Der durch einen Hauskauf verschuldete Mann hatte demnach keinen Unterhalt zahlen wollen und eine Abtreibung gefordert. Als sich die Frau weigerte, suchte sie der Mann in ihrem Wohnheim auf.
Angeklagter soll 22 Mal auf Opfer eingestochen haben
Nun widersprechen sich Anklage und Angeklagter: Während der Mann aus Sicht der Staatsanwaltschaft aus Habgier mindestens 22 Mal auf sie einstach, sagte der mutmaßliche Mörder, die Frau habe im Streit nach einem Küchenmesser gegriffen, er habe ihr die Waffe entwunden.
Dann sei ihm "eine Sicherung durchgebrannt", weil die Frau gedroht habe, das Kind zu entziehen. Erst zwei Tage nach der Tat war die Leiche in ihrem Zimmer entdeckt worden.
Gewaltverbrechen wie die Stuttgarter Tat werden auch als Femizid bezeichnet. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa