Kindesmissbrauch in 110 Fällen: Sechsjährige musste Sex-Treffen ihrer Mutter filmen!
Tübingen - Sie sollen ihr Kind über Jahre gemeinsam missbraucht und das Mädchen gezwungen haben, ihren Sex zu filmen: Eine 35-jährige Mutter und ihr 67-jähriger Lebensgefährte stehen deshalb seit Dienstag in Tübingen vor einem Richter.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft klingen bizarr: Die Mutter soll gegen Bezahlung mit einem älteren Mann Sex vor ihrer Tochter gehabt haben. Sie habe ihre Kleine regelmäßig zu Sex-Treffen mit dem 67-Jährigen mitgenommen, die das Mädchen dann auch noch filmen musste.
In dem kürzlich begonnenen Prozess um den schweren Kindesmissbrauch schloss das Tübinger Landgericht die Öffentlichkeit während der Aussage der angeklagten Mutter aus. Die Verteidiger der 35-Jährigen aus dem Kreis Calw hätten dies zuvor beantragt.
Wie die dpa berichtete, habe die Frau "selbst ein bisschen mädchenhaft" gewirkt, als sie den Saal betrat. Während der Verlesung der Anklage blätterte sie immer wieder in ihren Zetteln. Ihre heute 16-jährige Tochter ist erst am Mittwoch (21. Juni) als Zeugin geladen.
Die Staatsanwaltschaft legt dem Paar zur Last, das Kind zwischen September 2013 und März 2018 in Altensteig südwestlich von Stuttgart systematisch missbraucht zu haben.
Unter anderem soll die damals Sechsjährige in einem Wald im Laderaum eines Kleinbusses dazu gezwungen worden sein, ihre Mutter beim Sex zu filmen. Auch, wie sich ihre Mutter selbst befriedigte, soll das Kind gefilmt haben müssen - auf ausdrücklichen Wunsch des Angeklagten.
Doch hier endete der Horror nicht: Das Paar habe auch Nacktbilder des Mädchens gemacht und sie dazu gedrängt, sich selbst vor der Kamera zu räkeln.
Trotz über 100 Fälle in der Anklage: 67-Jähriger gibt sich als Unschuldslamm
Im Jahr 2018 schaffte das Kind es, aus den Fängen des grausamen Paares zu fliehen. Sie flüchtete in die Obhut einer befreundeten Familie, vertraute sich aber erst drei Jahre später einem Betreuer ihrer Wohngruppe an. Daraufhin folgte eine erste Anzeige bei der Polizei.
Ihrer 35-jährigen Mutter wird nun sexueller Missbrauch in 110 Fällen, schwerer sexueller Missbrauch in 10 Fällen und die Herstellung kinderpornografischer Materialien in 22 Fällen vorgeworfen.
Ihr Partner ist nebst anderem für 55-fachen Missbrauch und Anstiftung angeklagt. Ihm werden ebenfalls in 10 Fällen schwerer sexueller Missbrauch und in 22 Fällen die Anstiftung zur Herstellung kinderpornografischer Materialien zur Last gelegt.
Der Rentner wies die Vorwürfe vor Gericht zurück, er habe nie verlangt oder gewollt, sondern nur akzeptiert, dass das Mädchen bei seinen Sex-Treffen mit der Mutter dabei war. Bezahlt habe er dafür auch nicht.
Zumindest nicht direkt: Laut seiner Aussage bekam die Angeklagte von ihm finanzielle Unterstützung. Bekommen hat sie das Geld aber immer nur bei den Sex-Treffen, angeblich aus Ermangelung einer besseren Möglichkeit.
Beim Sex hätte sich das Paar vom Kind "abgeschirmt", erklärte der 67-Jährige. Einmal sei spontan ein Video entstanden, welches das Mädchen von dem Paar gemacht hatte. Fotos habe er nie gefordert, die Mutter hätte sie ihm einfach gegeben.
Ihm sei die ganze Sache sehr unangenehm, das Kind sei doch nur dabei gewesen, weil man es nicht hatte woanders unterbringen können. Dass er unabhängig davon bereits zuvor kinderpornografische Inhalte gegoogelt haben soll, ließ der 67-Jährige außer Acht.
Das Mädchen hat sich dem Verfahren als Nebenklägerin angeschlossen. Für den Prozess vor der Großen Jugendkammer sind bis Ende Juni drei weitere Verhandlungstage angesetzt.
Titelfoto: Bildmontage: Tom Weller/dpa, Bernd Weißbrod/dpa