Verurteilter Mörder floh während Ausführung: Machte es ihm die Polizei so einfach?

Germersheim/Bruchsal - Wo ist der verurteilte Mörder Aleksandr P. (43)? Diese Frage stellt sich die Polizei bereits seit Ende Oktober. Wurde es dem Schwerverbrecher derart leicht gemacht, seinen Aufpassern zu entkommen? Das will zumindest der SWR mittlerweile erfahren haben.

Aleksandr P. (43) wurde bereits im Jahr 2012 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Aleksandr P. (43) wurde bereits im Jahr 2012 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.  © Montage: LKA Baden-Württemberg, Julian Stratenschulte/dpa

Doch zunächst ein Blick zurück: Im Jahr 2012 wird P. vom Karlsruher Landgericht wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er soll einen Postboten (†44) aus Habgier zunächst gefesselt, geschlagen und mit einem Gurt bis zum Tode stranguliert haben.

Im Verlauf seiner Haft soll sich P. weitestgehend vorbildlich verhalten haben, beschwerte sich in einem Brief sogar recht spießbürgerlich über den mangelnden Nichtraucherschutz in der JVA Bruchsal.

Seit 2019 durfte der 43-Jährige schließlich seine Frau und seine zwei Kinder dreimal im Jahr während einer bewachten Ausführung zur Förderung der Familienzusammenführung sehen. Bei einem zuvor genau durchgeplanten Treffen an einem Baggersee im rheinland-pfälzischen Germersheim gelang ihm schließlich die Flucht.

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Entscheidend hierbei: Kurz zuvor hatte sich P. von den Justizvollzugsbeamten in einen Baumarkt bringen lassen - angeblich, weil er Holz für seine Frau kaufen wollte. Doch scheinbar entwendet er hierbei ein Werkzeug, mit dem er laut einem Bericht von Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (52, CDU) seine Fußfessel löste.

Diese wurde an eben jenem verhängnisvollen 30. Oktober wenige Stunden nach der Flucht im Ortskern von Germersheim gefunden.

Es fehlt jede Spur: Verurteilter Mörder Aleksandr P. wird mittlerweile europaweit gesucht

Wie der SWR weiter berichtet, scheint es ein relativ Leichtes zu sein, eine derartige Sicherungsapparatur zu entfernen, sogar eine handelsübliche Schere solle dafür ausreichen.

Ein weiteres Detail lässt zudem umso fassungsloser zurück. Denn wie die JVA bestätigte, hatte es bereits im Mai einen Zwischenfall mit der Fußfessel des verurteilten Mörders gegeben.

Dass er allein deshalb nicht zusätzlich an einen Beamten gefesselt wurde, macht angesichts der neuesten Enthüllungen umso fassungsloser. Von P. fehlt derzeit weiterhin jegliche Spur - nach ihm wird mittlerweile sogar europaweit gefahndet.

Titelfoto: Montage: LKA Baden-Württemberg, Julian Stratenschulte/dpa

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