Gefährdende Tweets über vermummten Staatsanwalt am "Tag X"? Behörden ermitteln gegen Ex-OB-Kandidat
Grimma/Dresden - "Tag X" wirkt auch weiter nach: Die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Mann (40) aus Grimma, weil er via Twitter persönliche Informationen über einen Leipziger Staatsanwalt veröffentlicht haben soll. Dieser war selbst vermummt im Einsatz, als mehr als 1000 Personen von der Polizei eingekesselt worden sind.
Bei dem Beschuldigten handelt es sich um Tobias Burdukat – ein Sozialarbeiter, der im vergangenen Jahr für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Grimma kandidiert, jedoch deutlich gegen den bisherigen Amtsinhaber Matthias Berger (55, parteilos) verloren hatte.
Wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden am Montag mitteilte, gab es am vergangenen Freitag Durchsuchungen bei dem 40-Jährigen, bei denen elektronische Geräte als Beweismittel sichergestellt worden seien.
Hintergrund: Burdukat soll auf seinem Twitter-Account mehrere Retweets verbreitet haben, die Hinweise enthielten, "die zu einem gewaltsamen Einwirken auf einen Staatsanwalt hinwirken sollten".
Inhalt eines Retweets sei gewesen: "Hier auch mal ohne Maske – falls er euch in den leeren Gassen Grimmas mal über den Weg läuft."
Außerdem soll der Beschuldigte auch Informationen über den Beamten veröffentlicht haben, die unter anderem dessen angeblichen Wohnort beinhalteten.
Staatsanwaltschaft ermittelt: Beschuldigtem könnte Freiheitsstrafe drohen
Erst in der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass ein Bereitschaftsstaatsanwalt und eine Polizistin sich am "Tag X" vor Ort vermummt haben, um sich vor gewalttätigen Angriffen zu schützen.
Auch jetzt bestehe eine "erhebliche Gefahr, dass gewaltbereite Twitter-Nutzer aus der linken Szene aufgrund der Tweets des Beschuldigten Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit des geschädigten Staatsanwalts und seiner Familie verüben werden", so die Behörde weiter.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen dem 40-Jährigen mindestens eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
Die entsprechenden Retweets sind mittlerweile nicht mehr auffindbar. Mehrere Politiker haben sich mit Tobias Burdukat solidarisiert, darunter Kerstin Köditz (56), innenpolitische Sprecherin der Linken.
Derzeit werden noch immer die gefundenen Beweismittel ausgewertet, die Ermittlungen werden daher noch einige Zeit dauern.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa