Neues Buch über Einbruch ins Grüne Gewölbe: Ein Clan auf Beutezug
Hamburg/Dresden - War es "Der Jahrhundertcoup"? Der Titel des Buches der Spiegel-TV-Reporter Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer über den Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe (HGG) in Dresden im November 2019 behauptet es. Das Buch (DVA, 24 Euro) erscheint am heutigen Mittwoch.
Angesichts des noch recht jungen 21. Jahrhunderts ein gewagter Titel, doch spektakulär war das Verbrechen allemal. Die Autoren berichten in dem Buch vom Einbruch und den Sicherheitslücken im System des Residenzschlosses, wo das HGG beheimatet ist.
Das Schwergewicht der Recherche ist jedoch ein anderes, da geht es, wie es im Untertitel heißt, um einen "Clan auf Beutezug und die Jagd nach den Juwelen des Grünen Gewölbes".
Detailliert zeichnen die Autoren nach, wie der Einbruch in Szene gesetzt wird und sich die Ermittler der Soko Epaulette an die Arbeit machen, Indizien zusammentragen, Verbindungen herstellen zum Diebstahl der 100 Kilo schweren "Big Maple Leaf"-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum 2017, den Tatverdächtigen des Berliner Remmo-Clans (hier: Rammo-Clan) auf die Spur kommen und sie schließlich überführen, wie die Strafverfolgungsbehörden mit den Übeltätern handeln, um sie zur Rückgabe der Kunstschätze zu motivieren, wie die Täter vor Gericht verurteilt werden.
Das kann der Staat unternehmen im Kampf gegen die Clankriminalität
Das liest sich trotz hier und da vorkommenden Fehlern im Detail (anders als behauptet ist "weit mehr als die Hälfte der Beute" wieder da) so nüchtern wie spannend und erhält politischen Mehrwert durch die Reflexion über Clankriminalität und die eingeschränkten Möglichkeiten des Rechtstaates, den Clans das Handwerk zu legen.
"Wir werden den Kampf gegen die Großfamilien nicht gewinnen. Wir werden ihn aber auch nicht verlieren", zitieren die Autoren einen Berliner Ermittler.
Die Kriminalität der Clans werde zunehmen. Mehr als nerven, stören und sie zu Fehlern zwingen, könne ein entschlossener Staat nicht erreichen. Ein ernüchterndes Fazit.
Titelfoto: Montage: dpa/Sebastian Kahnert, PR