Kokstaxi, Fluchtwagen und Co.: Wie Autovermietungen zum Clan-Problem werden

Berlin - Rund 40 Autovermietungen in Berlin gehören nach Einschätzung der Kriminalpolizei zum kriminellen Clan-Milieu und beliefern es mit Fahrzeugen.

Die Autos werden teilweise als Fluchtwagen benutzt. (Symbolbild)
Die Autos werden teilweise als Fluchtwagen benutzt. (Symbolbild)  © Paul Zinken/dpa

Die Hinterleute dieser Verleihfirmen sollen kriminelle Mitglieder polizeibekannter arabischstämmiger Clans sein, wie der Leiter des LKA-Analysezentrums zur Bekämpfung krimineller Strukturen, Adham Charaby, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sagte. Die Firmen seien "einzig und allein gegründet worden", um das kriminelle Milieu mit Fahrzeugen zu versorgen.

Charaby sagte weiter: "Diese dubiosen Autovermietungen sind für das kriminelle Milieu in Berlin systemrelevant." Die kriminelle Szene benötige eine gewisse Mobilität und bediene sich dieser Firmen.

Autos der Firmen, die oft in Berlin-Neukölln sitzen, seien nach den Erkenntnissen bei vielen Straftaten benutzt worden: als Fluchtfahrzeug, bei Raubtaten, für Kurierfahrten und als sogenannte Kokstaxis.

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Auch bei illegalen Autorennen würden die Luxusautos dieser Verleihfirmen auftauchen, wie Amtsanwalt Andreas Winkelmann in der RBB-Dokumentation über Autoraser und die Verleihfirmen, die am Dienstagabend gesendet werden sollte, sagte.

Das Geld für die Autos dieser Firmen soll nach Erkenntnissen des LKAs ebenfalls aus kriminellen Geschäften stammen. Man könne, so der Kripo-Experte Charaby, von einem Kreislauf sprechen: "Inkriminierte Gelder werden in diese Firmen gesteckt, um Fahrzeuge anzumieten." Mit diesen Autos würden dann Gewinne erzielt, die wiederum den Kriminellen zur Verfügung stünden. Dabei gehe es auch um Geldwäsche.

Hinterleute gehen professionell vor

Ende August geriet dieser Autoverleih ins Visier der Polizei.
Ende August geriet dieser Autoverleih ins Visier der Polizei.  © Morris Pudwell

Das LKA hält die tatsächlichen Eigentümer dieser Firmen für kriminelle Mitglieder der Großfamilien. "Wir haben festgestellt, dass es zahlreiche Firmen gibt, die wir der Clan-Kriminalität zuordnen. Die haben natürlich Strohleute eingesetzt, aber sie stecken dahinter und besitzen praktisch diese Firmen und lenken sie auch."

Nach Erkenntnissen des RBB gehen die Hinterleute dieser Firmen dabei professionell vor. Um die Firmen legal erscheinen zu lassen und die Besitzverhältnisse zu verschleiern, werden Strohleute, Schein-Adressen, falsche Steuernummern und wechselnde Firmennamen genutzt. Die Vermietung erfolgt über bekannte Internet-Plattformen, bezahlt wird in bar.

Der RBB fand einen 50-jährigen verarmten Mann in Polen, der als Strohmann und geschäftsführender Gesellschafter für eine Autovermietung in Neukölln eingesetzt wurde. Laut Handelsregister war er Geschäftsführer von sechs weiteren Firmen in Deutschland.

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Aus einem der notariell beglaubigten Gesellschaftsverträge gehe hervor, dass er weder Deutsch spricht noch versteht. Er sagte, er sei mehrmals nach Deutschland gefahren worden und habe Verträge unterschrieben. Dafür soll er jeweils 25 Euro erhalten haben.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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