So erbeuten Liebes-Schwindler von Sachsens Singles Millionen
Leipzig - Sie nutzen die Sehnsucht nach Zweisamkeit schamlos aus: In Sachsen fallen jährlich Hunderte Männer und Frauen auf Liebes-Betrüger herein. Statt der großen Liebe wartet nicht selten der finanzielle Ruin auf die Opfer. Rund 4,6 Millionen Euro sahnten die sogenannten Love-Scammer allein im vergangenen Jahr im Freistaat ab.
"Hallo Helga, Ihr Profilbild gefällt mir - sind Sie auch geschieden ..." So oder ähnlich fängt die Kontaktaufnahme meist an. Auf Partnervermittlungs-Portalen werden einsame Herzen geködert - mit Komplimenten oder rührseligen Geschichten.
"Die Online-Beziehung wird ernsthafter, über Wochen oder Monate werden E-Mails gewechselt, man gibt immer mehr Persönliches preis und meint, die große Liebe gefunden zu haben", berichtet Kay Anders, Liebesschwindel-Experte beim sächsischen Landeskriminalamt. In Wirklichkeit würden sich jedoch Love-Scammer dahinter verbergen.
Diese täuschen dann vor, in einer ähnlichen Lebenssituation zu sein und erzeugen durch den intensiven Kontakt und entgegengebrachtes Verständnis eine tiefe emotionale Abhängigkeit bei ihren Opfern, so Anders.
"Scammer halten von morgens bis abends Kontakt zu ihren Opfern und beteuern stetig ihre Liebe und Sehnsucht. Auch das sorgt dafür, dass sich die Betroffenen verpflichtet fühlen, diese Gesten und schönen Worte zu erwidern."
Opfer werden mit Geld-Forderungen überhäuft
Sind die Opfer erst einmal emotional abhängig, werden sie mit Geld-Forderungen überhäuft - weil finanzielle Not ein Treffen angeblich verhindert, weil Gebühren fällig seien oder plötzlich eine medizinische Behandlung dringend notwendig wäre.
In 280 Fällen führte diese Masche im vergangenen Jahr dazu, dass Sachsen an die Liebes-Betrüger teils hohe Geldbeträge zahlten - zusammen rund 4,6 Millionen Euro. In weiteren 88 angezeigten Fällen konnte eine Zahlung gerade noch verhindert werden.
"Das Tückische beim Love-Scamming ist: Je länger Betroffene in einer solchen Beziehung stehen, umso weniger sind sie für rationale Argumente gegen die Beziehung zugänglich", warnt Anders.
Laut LKA waren 67 Prozent der insgesamt 331 Geschädigten Frauen. Am häufigsten suchten sich Liebes-Betrüger ihre Opfer im Altersbereich zwischen 40 und 69 Jahren.
Titelfoto: 123RF