Dresden/München - Der ein oder andere mag der Versuchung unterliegen, seinen Diesel mit Heiz- oder Schmieröl zu tanken und damit gegen das Gesetz zu verstoßen. Doch im weitaus größeren Umfang sollen Steuerhinterzieher diese Masche in Deutschland aufgezogen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, 37 Millionen Liter Schmieröl als Diesel verkauft zu haben. Der Steuerschaden könnte bei 21,6 Millionen Euro liegen.
Thomas H. (62) ist in seiner fränkischen Kleinstadt eine bekannte Persönlichkeit: Er spendet an die Feuerwehr, führt schon in vierter Generation als Senior-Chef einen Mineralölhandel mit einer Tochterfirma, die Tankstellen betreibt.
Nun sitzt der Unternehmer in Untersuchungshaft: In Sachsen versiegelte der Zoll die Dieselzapf-Säule seiner Tankstelle, will nun prüfen, was sich da im Tank befindet.
Laut TAG24-Informationen führte ein Hinweis aus der Branche zu den Ermittlungen: Diese liefen mehrere Monate, teilweise verdeckt, bevor das Zollfahndungsamt am Donnerstag mit einer Mega-Razzia zuschlug.
230 Zollfahnder durchsuchten bundesweit an 32 Standorten Wohn- und Geschäftsräume, nahmen Thomas H sowie vier Männer und zwei Frauen fest, die das Schmieröl geliefert haben sollen. Dabei wurden am Tag der Razzia gleich fünf Tanklaster sichergestellt, die die Firma gerade anfuhren.
Dieselbetrug: Megarazzia bei bayerischem Unternehmer
Um den Steuerschaden ausgleichen zu können, pfändete der Zoll zehn Autos, Bargeld und 15 Tanklaster.
Die Ermittler gehen davon aus, dass schon seit Anfang 2023 Kriminelle über ihre größtenteils bei Berlin ansässigen Firmen das Schmieröl aus Osteuropa importierten, zu Diesel umschrieben und dann in das Lager des bayerischen Händlers füllten.
Der Zoll geht von 16 Tanklastern pro Arbeitstag aus. Ob sich in den Tanks überhaupt noch legaler Diesel befand, müssen die Ermittlungen noch klären.