Neue Enthüllungen: Wirecard-Betrüger Jan Marsalek mit neuer Identität in Russland

Russland - Neue Enthüllungen im Fall Wirecard! Recherchen legen nahe, dass der international gesuchte Wirtschaftskriminelle Jan Marsalek (43) unbehelligt in Russland lebt und dort die Identität eines orthodoxen Priesters angenommen hat. Zudem soll Marsalek wohl jahrelang für russische Geheimdienste spioniert haben.

Jan Marsalek (43) ist der meistgesuchte Mann Deutschlands. Der Wirtschaftskriminelle lebt offenbar in Russland unter falscher Identität.
Jan Marsalek (43) ist der meistgesuchte Mann Deutschlands. Der Wirtschaftskriminelle lebt offenbar in Russland unter falscher Identität.  © Daniel Bockwoldt/dpa

Es ist der Stoff aus einem Spionagethriller...

Als im Sommer 2020 das Lügenkonstrukt um den deutschen Finanzdienstleister Wirecard krachend zusammenstürzte, machte sich Vorstandsmitglied Jan Marsalek (43, war die Nummer zwei im Unternehmen) aus dem Staub und tauchte unter. Seitdem wird nach dem gebürtigen Österreicher mit internationalem Haftbefehl gefahndet. 1,9 Milliarden Euro soll der Manager veruntreut haben, wo die Gelder sind, ist völlig unklar.

Nun ergab eine gemeinsame Recherche des "Spiegels", des TV-Magazins "ZDF Frontal", der österreichischen Zeitung "Der Standard" und der russischen Investigativ-Plattform "The Insider" Verblüffendes. Demnach soll der flüchtige Marsalek die Identität eines russisch-orthodoxen Priesers namens Konstantin Bajazow angenommen haben und bis zuletzt unbehelligt in Russland leben.

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Zum neuen Ausweis sollen ihm seine "Freunde" vom russischen Geheimdienst verholfen haben. Auf ZDF-Anfrage lehnte der echte Konstantin Bajazow jeden Kommentar ab. Der Priester hat offenbar große Angst vor Putins Schergen.

Jan Marsalek soll die Identität dieses Priesters angenommen haben. Der Geistliche verweigert jeden Kommentar, hat offenbar große Angst.
Jan Marsalek soll die Identität dieses Priesters angenommen haben. Der Geistliche verweigert jeden Kommentar, hat offenbar große Angst.  © Mitropolia Lipetsk

Wo ist Jan Marsalek?

Der Wirecard-Manager soll M Milliarden verschoben haben. Vom Geld fehlt jede Spur.
Der Wirecard-Manager soll M Milliarden verschoben haben. Vom Geld fehlt jede Spur.  © PP München

Insbesondere zwei Personen sollen bei Marsaleks Flucht eine entscheidende Rolle gespielt haben: Geheimdienstmann Stanislaw Petlinksy (Spitzname "Stas") und Marsleks mutmaßliche Geliebte Natalia Zlobina - ein ehemaliges Erotikmodel, die offenbar auf Geheiß des Russen-Geheimdienst hin und wieder "besondere Aufträge" ausgeführt haben soll und vermutlich als sogenannte Honigfalle auf Marsalek angesetzt war.

Seit 2014 soll Jan Marsalek der schönen Blondine verfallen sein. Mit ihr soll der mutmaßliche Wirtschaftsverbrecher nach seiner überstürzten Flucht aus Deutschland einen romantischen Urlaub auf der russisch besetzten Krim verbracht haben.

Später soll Zlobina Marsaleks neuen Pass bei den Behörden abgeholt haben.

Was weiß die mutmaßliche Geliebte?

Wirecard-Manager soll seit mehr als zehn Jahren für Russland spioniert haben

Bis zum Kollaps war Wirecard im Dax gelistet. Die Pleite des Zahlungsdienstleisters gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale aller Zeiten.
Bis zum Kollaps war Wirecard im Dax gelistet. Die Pleite des Zahlungsdienstleisters gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale aller Zeiten.  © Peter Kneffel/dpa

Wie das Rechercheteam zudem berichtet, soll Marsalek, mit seinem guten Freund Stas Petlinksy bereist 2017 als Kriegstourist nach Syrien gereist sein. Fotos zeigen, wie Marsalek und Stas mit schusssicheren Westen und reichlich Waffen vor Panzern posierten. Petlinksy soll in vertraulicher Runde gesagt haben, dass er Marsalek an den russischen Militärgeheimdienst GRU "übergeben" habe.

Die Recherchen legen nahe, dass Jan Marsalek seit mindestens zehn Jahren Kontakte zum russischen Geheimdienst unterhielt und den Russen bei der Informationsbeschaffung half. Dies haben österreichische Sonderermittler in einem Bericht bestätigt. Inwieweit der flüchtige Kriminelle dabei Daten des insolventen Zahlungsdienstleisters abschöpfte oder beim Transfer dubioser Gelder half, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen.

Jan Marsalek ist nach wie vor auf der Flucht, er fühlt sich offenbar pudelwohl in Putins Reich. Der ehemalige Wirecard-Vorstandsvorsitzende Markus Braun (55) hingegen muss sich derzeit vor dem Landgericht München I wegen diverser Wirtschaftsverbrechen verantworten.

Titelfoto: Montage: Daniel Bockwoldt/dpa, Mitropolia Lipetsk

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