Malteser machten Hochstapler zum Chef - Notfallsanitäter-Urkunde war gefälscht!
Meißen - Wenn der Rettungsdienst zu einem Unfall kommt, erwarten die Verletzten, dass ein Profi kommt. Doch für die Malteser in Meißen war monatelang Samuel M. (47) ohne die entsprechende Qualifikation im Einsatz. Das fiel offenbar nicht auf, denn er stieg dabei sogar zum Leiter der Freiberger Rettungswache auf.
Ein Zufall ließ den Bluff auffliegen: Wegen zahlreicher neuer Mitarbeiter wollte sich die Geschäftsstelle der Malteser am 26. Juni 2023 einen Überblick über die Qualifikationen der gesamten Belegschaft machen, ließ sich die Zeugnisse aus den Personalakten kommen.
Dabei fiel auf, dass die Urkunde, mit der sich Samuel M. als Notfallsanitäter ausgab, anders aussah als die der Kollegen. Einen Tag später schickten die Malteser die Urkunde zum Kommunalen Sozialverband Sachsen (KVS). Dieser bestätigte, diese Urkunde niemals ausgestellt zu haben.
In einem klärenden Gespräch gab am 29. Juni 2023 auch Samuel M. zu, die Urkunde gefälscht zu haben, erhielt die fristlose Kündigung sowie eine Anzeige und Betretungsverbot für alle Malteser-Wachen.
Hochstapler Samuel M. offenbar jahrelang ohne Qualifikation als Notfallsanitäter unterwegs
Fast zwei Jahre lang konnte er zuvor ohne Ausbildungsnachweis arbeiten.
Beworben hatte er sich am 14. September 2021, gab im Lebenslauf explizit an, am 19. März 2019 in Hamburg die Qualifikation zum Notfallsanitäter erworben zu haben. So war er ab 1. November 2021 regelmäßig als solcher im Raum Meißen auf dem Rettungswagen unterwegs, bis er zum 1. Juni 2022 Leiter der Rettungswache in Freiberg wurde.
Dort hatte er tatsächlich Erfahrung, war in der Stadt bis Ende 2018 Leiter der Rettungswache des "Deutschen Roten Kreuzes", zog aber 2019 nach Nordfriesland und will dort als Notfallsanitäter gearbeitet haben.
Zumindest juristisch kam er mit dem Bluff in Sachsen noch mal mit einem blauen Auge davon: Die Anklage wegen Urkundenfälschung wurde zusammen mit einem Betrug im Husumer Amtsgericht verhandelt. Weil der Betrug schwerer wiegt, stellte das Gericht am 23. Oktober das Fälschungsverfahren ein.
Die Malteser gaben gegenüber TAG24 an, sich nicht zu personellen Angelegenheiten äußern zu wollen.
Nachtrag:
Samuel M. hatte gegen die Kündigung seines ehemaligen Arbeitgebers Malteser geklagt. Dieses Verfahren ist mit einem Vergleich beendet worden, die Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Kündigung erkannten beide Seiten an.
Titelfoto: Montage: Eckardt Mildner, Gottfried Czepluch/Imago