Konkurrenz schaltet Dresdner Onlinehändler auf Google aus - und es kann jeden treffen!

Dresden - Der unlautere Wettbewerb ist im Jahr 2023 angekommen. Onlinehändler versuchen um jeden Preis, als bester Anbieter aufzutreten. Das traf jetzt auch ein Dresdner Unternehmen.

Paul Eilfeld (42) kann wieder lachen: Das Problem seines Umsatzrückgangs wurde gefunden.
Paul Eilfeld (42) kann wieder lachen: Das Problem seines Umsatzrückgangs wurde gefunden.  © Petra Hornig

Seit 2010 gibt es "Büromöbel Experte" im Netz. Startete der Dresdner Paul Eilfeld (42) seine Internetseite als Ratgeber für Arbeitsplatzeinrichtung, entwickelte sie sich über die Jahre zum Anbieter für Büro-Ausstattungen aller Art. Er baute sich damit ein gutes Standing bei Google auf.

Doch 2022 begann ein riesiges Problem: Die Sichtbarkeit bei der beliebten Suchmaschine sank zunehmend. Rangierte man bei dem Suchbegriff "Büromöbel" im Januar des vergangenen Jahres auf Platz 1, war es zu Beginn dieses Monats nur noch Rang 9. Noch dramatischer wird es bei der Suche nach "Aktenschrank": Büromöbel Experte rutschte vom neunten auf den 57. Treffer herunter, war also nicht mal mehr auf den ersten Seiten zu finden!

Das hat seine Spuren hinterlassen: Der Umsatz brach um 30 Prozent ein. Der finanzielle Schaden beträgt etwa 700.000 Euro. Die Lösung des Problems wurde erst spät gefunden.

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Es handelte sich um Betrüger, die ihre eigenen Onlineshops nach vorn bringen wollten und dafür ihre Wettbewerber im Netz schlecht aussehen ließen.

Für nur 1250 US-Dollar (umgerechnet etwa 1133 Euro) kann man beispielsweise 50 Millionen (!) Spam-Links kaufen, die auf dubiosen Seiten platziert werden. Diese stehen bei Google schlecht da. Verweisen solche Seiten dann zuhauf auf "Büromöbel Experte", reagiert die Suchmaschine mit einer geringeren Sichtbarkeit, da es von einem Betrugsfall seitens des Dresdners ausgeht.

Durch das Abwerten von Eilfelds Seite wird anderen Homepages mit denselben Themen automatisch der Vorrang gewährt - sie landen plötzlich weiter oben in den Suchergebnissen.

Dresdner Unternehmen im Netz "x-fach komplett kopiert": "Unermesslicher Schaden!"

Lars Weber (51) kennt sich mit Google aus, wusste gleich, was in dieser Angelegenheit los war.
Lars Weber (51) kennt sich mit Google aus, wusste gleich, was in dieser Angelegenheit los war.  © Montage: Max Patzig, PR

"Am Anfang fiel das nicht weiter auf, da wir über viele Jahre hinweg unseren Onlineshop so stabil entwickelten", erklärt Eilfeld jetzt zu der Sache. Fataler Trugschluss: "Zum Jahreswechsel 2022/2023 fuhren wir ein fast dreimonatiges Software-Update durch und hatten daher auch eine geringere Sichtbarkeit bei Google eingeplant."

Selbst zwei auf Google-Sichtbarkeit (sogenanntes SEO) spezialisierte Agenturen konnten dem Dresdner nicht helfen, erkannten das Problem nicht.

Dann erinnerte sich ein Mitarbeiter von Eilfeld an Lars Weber (51). Der Berliner ist auf Cyber-Kriminalität spezialisiert und stellte deshalb relativ schnell fest, "dass hier massiv von außen eingegriffen wurde", wie es in einer Mitteilung heißt.

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"Wir haben festgestellt, dass die Webseite x-fach komplett kopiert wurde", so Weber. "Der Google-Algorithmus bewertet das Unternehmen schlechter und dieses rutschte somit von hart erarbeiteten ersten Plätzen nach hinten."

Der Internet-Sicherheitsexperte weiter: "Solche Angriffe im Netz verursachen einen unermesslichen Reputationsschaden und werden oftmals von Mitbewerbern gebucht."

Polizei ermittelt zu Webseiten-Angriff auf "Büromöbel Experte"

Die Dresdner Polizei ist jetzt an dem Fall dran. (Symbolbild)
Die Dresdner Polizei ist jetzt an dem Fall dran. (Symbolbild)  © Norbert Neumann

Die Folge fürs Unternehmen: "Unsere Mitarbeiter mussten leider auf ihr 13. Gehalt verzichten, was sie zwölf Jahre lang von uns freiwillig gezahlt bekommen haben - aber irgendwie müssen wir die 500.000 Euro fehlender Ertrag und mindestens 200.000 Euro für Technik, Agenturen und Mehraufwand kompensieren", so Paul Eilfeld.

Die Firma geht jetzt an die Öffentlichkeit, "da wir andere Mitbewerber sowie den Online-Handel insgesamt warnen wollen und diese frühzeitig in die richtige Technik investieren".

"Wenn ein Ladengeschäft von außen mit Farbe besprüht wird oder in ein solches eingebrochen wird, dann sieht man den Schaden sofort", erklärt Eilfeld. "Bei Online-Geschäften sieht man dies leider, wenn überhaupt, meist erst später. Für manche kann das dann zu spät sein. Wir sind froh, dass wir gemeinsam die Kurve gerade noch so bekommen haben."

Nun liegt der Fall bei der Polizei. Das Kommissariat 33 Fälschung IuK der Kriminalpolizeiinspektion Dresden ermittelt. Ob die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können, ist allerdings fraglich.

Titelfoto: Montage: Max Patzig, Norbert Neumann, Petra Hornig

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