An inneren Verletzungen gestorben: Neue Anschuldigungen gegen Polizei im Todesfall Jürgen Rose

Dessau-Roßlau/Berlin - Eine Initiative hat neue Anschuldigungen gegen Dessauer Polizeibeamte im Fall Jürgen Rose erhoben.

Luke Harrow (v.l.n.r.) und Nadine Saaed, Mitbegründer des Recherche Zentrums mit Iris Rose, Witwe des Verstorbenen, und deren Tochter Diane bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Luke Harrow (v.l.n.r.) und Nadine Saaed, Mitbegründer des Recherche Zentrums mit Iris Rose, Witwe des Verstorbenen, und deren Tochter Diane bei einer Pressekonferenz in Berlin.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass ihn mindestens vier Polizisten der Nachtschicht körperlich misshandelt hätten, sagte Nadine Saeed vom Recherche Zentrum bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Eine 40-seitige Anzeige wegen Mordes sei am Donnerstag beim Generalbundesanwalt eingereicht worden. Die Polizei Dessau wollte sich auf Anfrage zu den Vorwürfen nicht äußern.

Rose war am 8. Dezember 1997 an schweren inneren Verletzungen gestorben, nachdem man ihn hilflos unweit des Polizeireviers vor einem Hauseingang gefunden hatte.

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Tags zuvor hatte er sich wegen Alkohol am Steuer in Polizeigewahrsam befunden. Der Tod sei bis heute nicht aufgeklärt worden, so das Recherche Zentrum.

Zuletzt seien die Ermittlungen 2014 ergebnislos eingestellt worden.

Ermittlungsakte soll manipuliert worden sein

Iris und Diane Rose sind die Hinterbliebenen von Jürgen, der 1997 nach Polizeigewahrsam in Dessau an inneren Verletzungen gestorben war. Zuletzt wurden Ermittlungen dazu 2014 ergebnislos eingestellt.
Iris und Diane Rose sind die Hinterbliebenen von Jürgen, der 1997 nach Polizeigewahrsam in Dessau an inneren Verletzungen gestorben war. Zuletzt wurden Ermittlungen dazu 2014 ergebnislos eingestellt.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Die Initiative stützt ihre Anzeige unter anderem auf ein Gutachten des britischen Schriftforensikers John Welch, der den Lagefilm der Polizei analysiert hatte.

"Es ist das zentrale Dokument, welches die Chronologie rund um den 7. und 8. Dezember 1997 im Polizeirevier Dessau vorgibt", sagte Luke Harrow vom Recherche Zentrum.

Welchs Befunde würden gutachterlich belegen, dass die Ermittlungsakte manipuliert wurde - "unserer Meinung nach in der Absicht, die Geschehnisse des Abends falsch darzustellen, um den Verdacht von den mutmaßlichen beteiligten Polizeibeamten abzulenken", so Harrow.

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Nach eigenen Angaben hat das Recherche Zentrum Akten studiert und Interviews mit Beteiligten geführt, unter anderem mit einer Rechtsmedizinerin. Diese habe ausgeschlossen, dass der Fundort der Tatort war.

Auch habe sie an Roses Körper Gewalteinwirkungen festgestellt, wie sie von Schlagstöcken kommen könnten.

Oury Jalloh (†36) in Dessauer Polizeizelle verbrannt

Oury Jalloh (†36) verbrannte im Jahr 2005 in einer Dessauer Polizeizelle. (Archivbild)
Oury Jalloh (†36) verbrannte im Jahr 2005 in einer Dessauer Polizeizelle. (Archivbild)  © Wolfgang Kumm/dpa

Es bleibe zu hoffen, dass die Todesumstände von Jürgen Rose neu untersucht werden, der Generalbundesanwalt die Ermittlungen nach der heute erfolgten Anzeige übernehme und führe und so Aufklärung gelingt, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linken in Sachsen-Anhalt, Henriette Quade (39).

"Denn Mord verjährt nicht." Auch stehe die Frage nach Fehlverhalten und Manipulation von Akten und damit hierzu Ermittlungen im Raum. "Dieser Verdacht muss auch politisch alarmieren und ernst genommen werden."

Es ist nicht der einzige Todesfall, der im Dessauer Polizeirevier für Aufsehen gesorgt hatte.

Bundesweit machte der Tod von Oury Jalloh Schlagzeilen. 2005 war sein Körper nach einem Feuer in seiner Zelle verbrannt. Auch ein dritter Fall 2002 ist bis heute ungeklärt.

Laut Recherchezentrum gab es bei den diensthabenden Beamten personelle Überschneidungen.

Titelfoto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

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