Spektakuläres Naturschauspiel über Hamburg zeugt vom Klimawandel
Hamburg - Am Nachthimmel von Hamburg waren kürzlich spektakuläre Wolken zu sehen.
Wer zufällig hingeguckt hat, konnte am späten Dienstagabend nach Sonnenuntergang sogenannte Leuchtende Nachtwolken am Nordhorizont ausmachen.
Die sehen aus wie faserige Schleier, können aber auch in Streifen, Bändern, Wirbeln und Wellen mit diffusen oder scharfen Kanten auftauchen, erklären die Meteorologen von Wetteronline das seltene Wetter-Phänomen.
Da sich die Leuchtenden Nachtwolken in etwa 80 Kilometer Höhe befinden, werden sie von der Sonne angestrahlt, auch wenn sie bereits untergegangen ist.
Daher leuchten sie blassblau und manchmal gelblich, während es bereits dunkel ist und verbreiten eine einzigartige Stimmung.
Tagsüber sind die Wolken übrigens unsichtbar. Sie bestehen aus klitzekleinen Eiskristallen, die durchsichtig sind.
Sie können im Sommer aber das Licht reflektieren, wenn die Sonne zwischen 6 und 16 Grad unter dem Horizont steht. Das ist am späten Abend und am frühen Morgen der Fall.
Leuchtende Nachtwolken treten im Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juli auf. Nur von Standorten zwischen dem 50. und 60. Breitengrad - also etwa zwischen Frankfurt am Main und Oslo - sind sie zu sehen.
Video zeigt spektakulären Nachthimmel und Elphi
Treibhausgase unterstützen Wolkenentstehung
Wie die Wolken überhaupt entstehen können, ist nicht genau geklärt. In 80 Kilometer Höhe reicht die Konzentration an Wasserdampf normalerweise nicht aus, um zu gefrieren.
Nur im Sommer sinkt die Temperatur in dieser Luftschicht auf minus 150 Grad, die notwendig ist, damit sich dennoch Eiskristalle bilden.
Das klingt paradox, doch während es am Erdboden sommerlich heiß ist, kühlt sich die höhere Atmosphäre stark ab, erklärt Wetteronline.
Vermutlich ist der Mensch dafür verantwortlich, dass Leuchtende Nachtwolken in den vergangenen Jahren immer häufiger zu beobachten waren. Sie sind ein Beleg für den Klimawandel, sind Forscher vom Kühlungsborner Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik (IAP) überzeugt.
Die Wissenschaftler haben dazu vor zwei Jahren eine Studie veröffentlicht. Offenbar haben die Treibhausgas-Emissionen des Menschen großen Einfluss auf die Häufigkeit der Wolken.
Die kühlen nämlich - zweites scheinbares Paradoxon - die hohen Luftschichten weiter ab und schaffen so eine wichtige Grundlage zur Wolkenentstehung. Außerdem wird das Methan dort oben in Wasserdampf umgewandelt, aus dem sich dann die Eiskristalle bilden können.
Für den Betrachter am Erdboden sind die Leuchtenden Nachtwolken also wunderschönes Naturschauspiel und Mahnmal des Klimawandels zugleich.
Titelfoto: TAG24/Oliver Wunder