Hamburg immer heißer: So will die Politik die Bürger jetzt schützen
Hamburg - Nach und nach fällt ein Hitzerekord nach dem anderen in Hamburg. Der Klimawandel macht sich in der Hansestadt längst bemerkbar, so der Deutsche Wetterdienst (DWD). Die Hamburger Politik befasst sich jetzt mit Anpassungsstrategien an steigende Temperaturen.
Der rot-grüne Senat stellt seit Anfang des Jahres einen Hitzeaktionsplan auf, wie SPD und Grüne erst jetzt mitteilten. Dazu wird am kommenden Mittwoch ein Antrag in die Bürgerschaft eingebracht. Was die rot-grüne Koalition endlich angeht, hat die CDU bereits zwei Mal im vergangenen Jahr gefordert; die im April und August gestellten Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt.
Die Bürgerschaft soll in ihrer nächsten Sitzung beschließen, dass die Entwicklung eines Hitzeaktionsplans für Hamburg weiter vorangetrieben wird. Außerdem sollen bei einer Auftaktveranstaltung und in Workshops auf eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit geachtet werden, hierfür sollen auch die Bezirke sowie die Seniorenbeiräte auf Bezirks- und Landesebene einbezogen werden. Bis zum 30. September 2024 sollen die Ergebnisse der Bürgerschaft berichtet werden.
Ziel des Plans ist der Schutz der Bürger vor Hitze. "Für viele Menschen – Ältere, Schwangere und Kinder, aber auch Obdachlose sowie Menschen, die unter freiem Himmel arbeiten – stellen die hohen Temperaturen eine konkrete Gefahr für ihre Gesundheit dar", sagte Linus Görg (Grüne) laut Mitteilung.
Hitze hat schlimme Auswirkungen auf die Gesundheit
Der Sprecher für Gesundheitsförderung fügte hinzu: "Sie leiden in den heißen Monaten akut unter Hitzekrämpfen, Hitzeschlag oder Sonnenstich. Bei Menschen mit bestehenden Erkrankungen können sich die Symptome durch Hitze deutlich verschlechtern."
Schlimmstenfalls führen sie zum Tod. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO starben im Jahr 2022 rund 4500 Menschen in Deutschland an den Folgen der Hitze – Zahlen für Hamburg liegen nicht vor.
Britta Schlage (66, SPD), seniorenpolitische Sprecherin, machte klar, was der Plan erreichen soll: "Die Infrastruktur unserer Stadt muss an die veränderten Bedingungen angepasst werden. Das gelingt, indem unter anderem eine bessere Verfügbarkeit von Trinkwasser im öffentlichen Raum sichergestellt wird, alle Hamburger:innen in sogenannten 'Cooling Centers' Schutz vor Hitze finden können und mehr Flächen im Stadtraum begrünt werden."
Unter dem Begriff versteht der Senat laut Antrag Kirchengebäude, öffentliche Räumlichkeiten oder unterirdische Bahnsteige.
Klimawandel in Hamburg: Von einem Rekord zum nächsten
Der Klimawandel führt dazu, dass es in Hamburg heute bereits mehr heiße Tage im Jahr gibt als vor wenigen Jahrzehnten. 30 Grad oder mehr wurden im Zeitraum 1961 bis 1990 durchschnittlich an zweieinhalb Tagen im Jahr erreicht. Diese Zahl hat sich im Zeitraum 1991 bis 2020 auf fast sechs Tage mehr als verdoppelt.
Dazu kommen immer neue Rekorde. Im Jahr 2018 wurden 19 Tage mit einer Höchsttemperatur über 30 Grad gemessen, so viel wie nie zuvor. Zwei Jahre später fiel ein weiterer Rekord. Ab dem 6. August 2020 gab es acht Tage nacheinander mit mehr als 30 Grad.
Am 20. Juli 2022 meldete die Wetterstation Neuwiedenthal mit 40,1 Grad einen weiteren erschreckenden Hitze-Rekord. So weit nördlich wurden in Deutschland noch nie 40 Grad gemessen.
Der zuvor gültige Hamburger Hitze-Rekord wurde am 9. August 1992 mit 37,3 Grad erreicht.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa