Teure Aussichten in Hamburg: Wohnen im Eigenheim bleibt Luxus
Hamburg - Trotz Schietwetter ist und bleibt Wohnen in Hamburg und Umgebung attraktiv. Wer sich den Traum vom Eigenheim erfüllen will, muss dafür weiterhin tief in die Tasche greifen. Jens Grelle, Vorstandsvorsitzender der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg, zieht ein erstes Fazit zu den Immobilienpreisen 2023.
"Boxenstopp beim Preisanstieg. Im Vergleich zu den zweistelligen Steigerungsraten der letzten Jahre kehrt etwas Ruhe am Hamburger Immobilienmarkt ein", lautet ein erstes Studienfazit des Immobilien-Experten.
Während die Preise für gebrauchte Häuser und Eigentumswohnungen seit Jahresbeginn 2022 zwar minimal sanken, steigen die Kosten für Neubauten grundsätzlich weiter an.
Neben dem Objektzustand selbst bestimmen allerdings weitere Einflussfaktoren wie Stadtteil, Infrastruktur oder Versorgungsmöglichkeiten die Höhe des Preises einer Immobilie. So gehen die teuren Hamburger Stadtteile auch weiter durch die Decke, während Gebäude in unbeliebten Bezirken vielfach im Preis zurückgehen. Im mittleren Preissegment beobachte man beide Trends. Der insgesamt eher rückläufige Preistrend ist der Größe des Marktes geschuldet.
Ein älteres Haus in Hamm gibt es beispielsweise bereits für 3148 Euro pro Quadratmeter, während für den Quadratmeter in Harvestehude mindestens 16.049 Euro hingelegt werden müssen. Bei Eigentumswohnungen verhält sich diese Lage ähnlich.
Das Haus im Grünen zum Schnäppchenpreis war gestern
Im Vergleich zu vorherigen Jahren sind die Immobilienpreise für bereits bestehende Häuser im Hamburger Umland zwar um etwa ein Prozent gesunken, aber auch hier müssen Käufer mit Quadratmeterpreisen über 4300 Euro rechnen. Bestehende Eigentumswohnungen im Speckgürtel entwickeln sich im Gegensatz weiterhin positiv. Im Schnitt 3389 Euro für den Quadratmeter zu bezahlen, ist nicht gerade ein Schnäppchen.
Auch in Schleswig-Holstein zahlt sich die Lage und Anbindung der Immobilie aus. Am günstigsten lässt es sich in einer Eigentumswohnung in Lauenburg wohnen. Am teuersten ist es in der Kleinstadt Ahrensburg.
Neubauten fast unbezahlbar
Die Preise für neue Häuser oder Wohnungen in Hamburg schießen weiterhin in die Höhe. Im Schnitt müssen Käufer für ein Haus 2,1 Prozent und für eine Wohnung sogar 4,3 Prozent mehr als vor einem Jahr bezahlen. Im Umland der Hansestadt stiegen die Quadratmeterpreise für Wohnungen um 8,4 Prozent exorbitant an. Preise für neue Häuser im Grünen erhöhten sich hier um 2,5 Prozent.
Wer sparen, aber die Stadt nicht verlassen will, kauft am besten in Bergedorf. Wer es schick und teuer mag, kann sich nach einer Wohnung in der HafenCity umsehen.
Immobilienblase wird erstmal nicht platzen
Der LBS-Vorstand erwartet relativ konstante Immobilienpreise in den nächsten Monaten. Dennoch beeinflussen die aktuellen Rahmenbedingungen die Nachfrage. "Aus einem Verkäufer- wird ein Käufermarkt", sagt Jens Grelle und weist auf die Vorteile für potenzielle Käufer hin: "Damit wächst der Verhandlungsspielraum".
Und trotzdem geht die Zahl an Erwerbern potenziell zukünftig zurück. Dies ist vor allem der 2022 eingeleiteten Zinswende geschuldet, die die Konditionen für einen Kredit in wenigen Monaten verdreifachte. Solch hohe Finanzierungskosten können sich heute die Wenigsten leisten.
Grundsätzlich gilt: Egal ob Wohnung, Haus, Neu- oder Bestandsbau – Wohnen in Hamburg bleibt also erstmal attraktiv und teuer. Großstadtliebhaber, die sich den Traum vom Häuschen erfüllen wollen, müssen mindestens 723.600 Euro für etwa 120 Quadratmeter Wohnfläche einrechnen. Wer es sich aber vorstellen kann aus der Stadt raus zu ziehen, der kommt etwas billiger weg.
Hinsichtlich des endgültigen Preises rät der LBS-Vorstandsvorsitzende Interessierten vor ihrer Entscheidung, neben dem Kaufpreis auch weitere Faktoren am geplanten Wohnort zu berücksichtigen.
Titelfoto: Christian Charisius/dpa