Vier Jahre Sperre nach abgebrochenem Kreisliga-Spiel

Hamburg - Aufruhr im Hamburger Amateurfußball: An der Entscheidung des Sportgerichts nach der abgebrochenen Partie in der achten Liga zwischen dem FC Hamburger Berg und dem SV Krupunder/Lohkamp gibt es scharfe Kritik.

Der Torwart der Partie wurde krankenhausreif geschlagen. (Symbolbild)
Der Torwart der Partie wurde krankenhausreif geschlagen. (Symbolbild)  © amirphotographer/123RF

Rückblick: Beim Aufeinandertreffen der beiden Klubs in der Kreisliga 5 am Sonntag, dem 19. März, eskalierte die Situation kurz vor dem Schlusspfiff. Es kam zur Rudelbildung. Fäuste flogen und Spieler traten aufeinander ein. Sogar der Schiedsrichter bekam einen Schlag ins Gesicht. Er kam anschließend mit einer Netzhautverletzung in eine Klinik.

Der Fall landete vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbands (HFV). Wie der NDR berichtete, wurden jüngst gegen mehrere Spieler teils harte Strafen verhängt. Der Torwart von Hamburger Berg erhielt eine vierjährige Sperre wegen "mehrfacher Tätlichkeit". Eine Zeugin beschrieb, dass er "im Vollsprint" zum Schiedsrichter gelaufen sei und "mit der rechten Faust ins Gesicht geschlagen" habe.

Ein anderer Berg-Spieler wurde ebenfalls aufgrund "mehrfacher Tätlichkeiten" für zwei Jahre gesperrt. Dem Team unter Trainer und Ex-St.-Pauli-Profi Morike Sako (41) wurden neun der bislang in dieser Saison erspielten 18 Punkte aberkannt. Zusätzlich wurde eine Geldstrafe in Höhe von 500 Euro verhängt.

SV Krupunder/Lohkamp spricht von "Schande für Hamburger Fußball"

Morike Sako (41) spielte für Jahren für den FC St. Pauli und trainiert jetzt den FC Hamburger Berg. (Archivbild)
Morike Sako (41) spielte für Jahren für den FC St. Pauli und trainiert jetzt den FC Hamburger Berg. (Archivbild)  © Malte Christians/dpa

Den SV Krupunder/Lohkamp trifft es nicht ganz so hart. Ein Spieler wurde wegen "massiver Übergriffe" für ein Jahr gesperrt. Ein weiterer darf für zehn Partien nicht eingesetzt werden, weil er einen Gegner aus einer Trinkflasche bespritzt haben soll. Der Klub muss eine Geldstrafe von 100 Euro zahlen und bekam außerdem drei Punkte abgezogen. Die Partie wurde aber mit 3:0 für Krupunder/Lohkamp gewertet.

Die Entscheidung des HFV trifft auf beiden Seiten auf viel Frust. Der erst 2014 gegründete und wegen seiner Flüchtlingsarbeit hochgelobte FC Hamburger Berg fürchtet um seine Existenz. Die vom Berg-Vorstand Ralph Hoffmann in die Verhandlung eingebrachten Rassismus-Vorwürfe gegen Krupunder/Lohkamp konnten nicht geklärt werden. Unter anderem sollen das N-Wort, "vergasen" und "geht zurück nach Afrika" gefallen sein. Handfeste Beweise fehlen dafür aus Sicht des Sportgerichts.

Der SV Krupunder/Lohkamp reagierte mit einem langen Statement auf den Prozess. Die Entscheidung sei "erschreckend und in keinster Weise nachvollziehbar". Ihr tretender Spieler habe sich nur gegen Angreifer verteidigt, das sei deutlich in den Videos zu sehen. "Der HFV bestraft willkürlich einen an der Tätlichkeiten beteiligten Spieler - obwohl es sich hierbei um das Opfer handelt!"

Den Rassismusvorwurf nannten die Verantwortlichen "unglaublich". Der Klub bestehe aus "multikulturellen Spielern, welche alle einen gewissen Stand in unserer Gesellschaft haben und sich klar und deutlich von solchen Taten distanzieren."

Krupunder/Lohkamp habe sich nach eigenen Angaben "deeskalierend verhalten" und "sich schützend vor den Schiedsrichter gestellt", während die Eskalation "deutlich von Hamburger Berg ausging". Dennoch sei das Team bestraft worden.

Der Klub bezeichnete das Ergebnis der Verhandlung daher abschließend als eine "Schande für den Hamburger Fußball".

Titelfoto: amirphotographer/123RF

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