Mit Currywurst und Pommes: St. Pauli zeigt Herz für Obdachlose
Hamburg - Mittwoch um 16 Uhr auf der Hamburger Reeperbahn: Vor dem Imbiss "Ritze Curry" hat sich eine kleine Schlange gebildet. Bedürftige auf und aus St. Pauli stehen für eine kostenlose Currywurst mit Pommes an. Es ist der Start der Aktion "St. Pauli zeigt Herz – Gemeinsam stark für Obdachlose", die von der "Freimaurerloge Roland" mit Unterstützung von Kiez-Urgestein Carsten Marek (64) ins Leben gerufen wurde.

Ziel der Aktion ist es, regelmäßig Veranstaltungen und Angebote für Obdachlose auf St. Pauli anbieten zu können.
Die Idee entstand während eines Weihnachtsessens für Bedürftige im "Copper House", wie Initiator Heiko Pohse von der "Freimaurerloge Roland" gegenüber TAG24 erzählte.
"Carsten Marek war ebenfalls da und wir haben uns gefragt, wie die Situation eigentlich aussieht: Vor Weihnachten gibt es zahlreiche Aktionen für Obdachlose, danach war es das dann aber auch schon wieder", so Pohse, der sich mehr Sichtbarkeit für die Bedürftigen wünscht.
Und zwar das ganze Jahr über und nicht nur an Festtagen: "Diese Leute gehören auch zu uns, zu St. Pauli und die dürfen wir nicht vergessen – gerade in der dunklen und kalten Jahreszeit."
Dabei gehe es nicht nur darum, Hunger zu stillen, sondern echte Teilhabe zu zeigen, wie Carsten Marek betonte. Für den Inhaber der Kult-Kneipe "Zur Ritze" sei sofort klar gewesen, dass er bei der Aktion mitmacht und sein Imbiss und sein Team zur Verfügung stellt: "Auf dem Kiez gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Wer hat, der gibt."
Und das eben nicht nur in Form von Lebensmitteln, sondern viel mehr mit Gesten der Nächstenliebe. "Gegenseitige Wertschätzung ist uns ganz wichtig", so Pohse.
Für ihn gehöre es zu einer guten Gemeinschaft dazu, die Menschlichkeit nicht dem Staat zu überlassen: "Es sind die Menschen, die diese Welt gestalten, nicht irgendwelche Paragrafen."
Situation auf St. Pauli: "An jeder Ecke siehst du hier Obdachlose liegen"

Einer von den Gästen am Mittwoch war Ulli (60), der selbst fünf Jahre auf den Straßen St. Paulis gelebt und inzwischen mithilfe des Wohnprojekts "Olli's Regenbogenhaus" ein neues Zuhause gefunden hat.
"An jeder Ecke siehst du hier Obdachlose liegen, aber die meisten gucken nicht hin oder machen leere Versprechungen", empörte sich Ulli im TAG24-Gespräch.
Der 60-Jährige wünscht sich mehr Tatendrang und mehr Aktionen wie "St. Pauli zeigt Herz". "Für St. Pauli wünsche ich mir, dass aus den ganzen leer stehenden Häuser, die hier an jeder Ecke stehen, mal etwas gemacht wird." Ulli denkt dabei an weitere Einrichtungen für Obdachlose wie das Regenbogenhaus.
Heiko Pohse und Carsten Marek hoffen, dass ihre Idee von der Community gut aufgenommen wird – "Es läuft aber sehr gut an" – und dass mit zusätzlichen Unterstützern weitere Aktionen umgesetzt werden können. So soll über das ganze Jahr hinweg ein starkes Zeichen für die Bedürftigen gesetzt werden: "Ihr gehört zu uns, ihr könnt auf uns zählen, ihr seid nicht vergessen!"
Titelfoto: Tag24/Madita Eggers