Adieu Kultur: "Molotow"-Club auf der Reeperbahn vor dem Aus
Hamburg - Bittere Nachrichten noch vor dem Jahreswechsel: Hamburg verliert einen beliebten und bekannten Club mitten auf der Reeperbahn.
Es ist entschieden: Das "Molotow" muss 2024 für ein Hotel weichen.
"Dem Molotow ist gestern zum 30.06.24 gekündigt worden. Investor und Stadt wollen an seiner Stelle ein Hotel", kommunizierte der Rock- und Indieclub auf St. Pauli am heutigen Freitag auf Instagram.
Das Ende der Party- und Feierräumlichkeiten naht voraussichtlich im Oktober 2024.
Bereits drei Mal musste die jahrelange Konzertheimat bereits innerhalb Hamburgs umziehen. Immer wurden sie vertrieben. Wird es einen vierten Standort für das "Molotow" geben?
Neues Boutique-Hotel statt Club
"Irgendwann reicht es", schreiben die Besitzer weiter und nehmen damit den Fans die Hoffnung auf ein erneutes Comeback des seit 1990 existenten Clubs.
An seinem Standort soll ein Lindnerhotel entstehen. Lindner gehört zu Hyatt, einer der weltweit größten Hotelketten.
Der Vermieter René Marn stellt das Projekt bereits jetzt auf seiner Webseite vor. Geplant ist der Neubau eines Boutique-Hotels mit roter durchsichtiger Fassade.
Inzwischen meldete sich auch Linken-Politiker Norbert Hackbusch (68) aus der Hamburgischen Bürgschaft zu der Kündigung: "Wir brauchen kein weiteres Hotel auf St. Pauli. Wir brauchen Leben, wir brauchen Musik, wir brauchen Klubs! Gibt es eigentlich noch eine Behörde für Stadtentwicklung? Für mich sieht das mehr nach einer 'Behörde zur Erfüllung von Investmentträumen' aus. Und wo bleibt der Aufschrei der Kulturbehörde? An der Sternbrücke herrscht das große Club-Sterben, im Osten der Stadt wird die Kultur vertrieben, in Wilhelmsburg passiert trotz großer Versprechen nichts und jetzt geht es an der Reeperbahn weiter".
Unter dem Instagram-Post des Clubs tummeln sich traurige und wütende Kommentare, in denen "Molotow"-Gäste ihrem Ärger über das "nächste f*** Hotel" Luft machen.
Und auch Hackbusch fragt sich: "Wo sollen die ganzen Hotel-Gäste eigentlich Abends hin, wenn Hamburgs Clubkultur erstmal unter die Räder der Investor*innen geraten ist?"
Originalmeldung am 22. Dezember, um 16.56 Uhr, aktualisiert um 17.50 Uhr.
Titelfoto: Gregor Fischer/dpa