Zehntausende erneut auf den Straßen: Protest gegen die AfD und Friedrich Merz
Hamburg - Unter dem Motto "Hamburg steht zusammen: Wer mit Faschisten paktiert, hat nichts kapiert!" hat am Samstagnachmittag erneut eine Großdemonstration in der Hamburger Innenstadt stattgefunden. Zuvor hatten "Fridays for Future" und "Zusammen gegen Rechts Hamburg" zur Demonstration gegen die Migrationspolitik der CDU und die AfD aufgerufen.
Bei Nebel und Nieselregen strömten bereits vor dem offiziellen Start um 16 Uhr Tausende zum Treffpunkt in der Willy-Brandt-Straße.
Dieser war kurz zuvor aufgrund "eines unfassbar großen Interesses an der Demo" von den Organisatoren und der Polizei Hamburg noch einmal verschoben worden. Ursprünglich war ein Treffpunkt am Ballindamm geplant.
Während die Polizei zunächst von 5000 Teilnehmenden ausging, wurde die Zahl schon zu Beginn übertroffen, so ein Sprecher gegenüber TAG24.
Am Ende sprachen die Beamten von 20.000 Menschen. Die Organisatoren hatten vor Ort von rund 80.000 Teilnehmenden gesprochen.
Neben einem Auftritt der Band "Provinz" sprach unter anderem Klimaaktivistin Luisa Neubauer (28) zu den Demonstrierenden. Sie warf dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz (69) unter anderem vor, einen Riss in die Brandmauer gegen Rechts zu schlagen: "Deutschland schreibt gerade eine Geschichte, die nie wieder geschrieben werden sollte", betonte die 28-Jährige.
Gegen 17.45 Uhr wurde die Demo offiziell mit einem Lichtermeer (aus Handytaschenlampen) und einem gesungenen "Leistet Widerstand gegen die Faschisten hier im Land" beendet. Laut Polizei verlief die Demonstration friedlich.
Neubauer: "Sie blenden den menschlichen Kern komplett aus"
Hintergrund der Demonstration ist das sogenannte "Zustrombegrenzungsgesetz". Eine gesetzgeberische Initiative der CDU/CSU unter Friedrich Merz, die am Mittwoch dank Stimmen der AfD – aber auch der FDP – eine Mehrheit im Bundestag erreichte, am gestrigen Freitag als Gesetzesentwurf jedoch scheiterte.
Es hagelte massive Kritik von den Linken, den Grünen und Teilen der SPD-Fraktion, die das Gesetz als "rassistisch, unmenschlich und rechtswidrig" bezeichneten.
Und auch Luisa Neubauer nahm am Samstag noch einmal explizit Stellung zu der Benennung des Gesetztes und warf der CDU eine "Verachtung in der Sprache" vor.
"Es gibt eine ganz problematische und auch tief rechts verankerte Tendenz mit so hydraulischer Sprache über Menschen zu sprechen. Alles in dem Versuch den menschlichen Kern in einer Thematik komplett auszublenden und als eine Art Naturgewalt zu inszenieren, die man bekämpfen, unterdrücken muss."
Erst am Freitag hatten 22.500 Menschen an einer Menschenkette ums Rathaus von "Omas gegen Rechts" teilgenommen.
Titelfoto: NEWS5 / Sebastian Peters