Wartezeit für Therapieplätze wird immer länger: Neue Strategie für Hamburg?
Von Markus Klemm
Hamburg - Angesichts der schwierigen Lage bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen setzt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD, 58) auf eine bessere Koordination und verstärkte Ausbildung von Psychotherapeuten.
"Unsere Gesundheitsbehörde erarbeitet derzeit einen Psychiatrie-Plan, mit dem die Versorgungsangebote des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Kliniken und der fachärztlichen Praxen in Hamburg besser aufeinander abgestimmt werden", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Jüngsten Umfragedaten der Psychotherapeutenkammer Hamburg zufolge hat sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz im vergangenen Jahr bei mehr als der Hälfte der Therapeutinnen und Therapeuten noch einmal verlängert - nachdem im Jahr zuvor bereits mehr als 50 Prozent eine Verdoppelung der Wartezeit auf rund acht Monate gemeldet hatten. Häufigste Gründe für Therapien sind demnach Angststörungen, Depressionen und Essstörungen - Tendenz steigend.
Tschentscher - vor seinem Wechsel in den Senat selbst Mediziner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) - sagte, Hamburg verfüge im Vergleich zu anderen Städten und Bundesländern über ein gutes psychiatrisches Versorgungsniveau.
"Doch vor dem Hintergrund der starken Zunahme psychiatrischen Erkrankungen reicht die Kapazität nicht mehr aus."
Tschentscher: Kinder- und Hausarztpraxen müssen besser verteilt werden
Ein Schlüssel ist für den Regierungschef dabei die Ausbildung. "Uns fehlen in den nächsten Jahren viele Medizinerinnen und Mediziner", sagte Tschentscher. Deshalb sei er froh, dass die Zahl der Medizinstudienplätze in Hamburg, auch bei privaten Medizinuniversitäten, deutlich gestiegen sei.
Das gelte auch für die Ausbildung von Psychotherapeuten und Pflegekräften. Darüber hinaus müssten die Kinder- und Hausarztpraxen besser im Hamburger Stadtgebiet verteilt werden.
Ziel sei eine prioritäre Berücksichtigung unterversorgter Stadtteile. "Das ist nicht ganz einfach, weil es auch dafür Regeln gibt, die nicht vom Senat gemacht werden, sondern die insgesamt in Deutschland gelten."
Titelfoto: Christin Klose/dpa-tmn